Vegetarier – die besseren Menschen??

Vegane Curry-Wurst: Wissenschaftler sind sich sicher, dass Pflanzen spüren, wenn sie gegessen werden

Vegane Curry-Wurst: Wissenschaftler sind sich sicher, dass Pflanzen spüren, wenn sie gegessen werden

Man könne die Reife einer Nation an ihrem Umgang mit Tieren erkennen, hat schon Mahatma Gandhi erklärt.
Klingt einleuchtend. Merkwürdig nur: Ausgerechnet die Nazis waren beim Tierschutz führend.

Vegetarier haben es auch nicht leicht. Auf Fleisch zu verzichten klingt so einfach. Aber schon ein Glas Apfelsaft kann einen vom Weg abbringen. Klarer Apfelsaft wird gefiltert, bevor er in die Packung kommt. Für die Filter benutzt die Getränkeindustrie Gelatine, die wiederum aus Haut, Sehnen und Knochen stammt. Auch Wein und Essig werden auf diese Weise gereinigt, was für alle vegan veranlagten Freunde des Alkohols natürlich eine böse Überraschung ist. Tierschutzorganisationen empfehlen, auf Getränke umzusteigen, die mit irländischem Moos oder anderen Meeresalgen gefiltert wurden. Leider ist die Auswahl an algengeklärtem Wein noch recht überschaubar. images01HJGRC2

Wenn man einmal damit anfängt, den Vegetarismus ernsthaft zu betreiben, wird daraus schnell eine Wissenschaft. Den echten Vegetarier kann das nicht schrecken. Je höher die Hürde, desto größer der Anreiz, das fleischlose Glück zu erreichen. Was eben noch eine biosprossengroße Minderheit war, hat sich in Windeseile zur Massenbewegung ausgewachsen.

Vegetarismus findet jeder toll. Dabei reicht es nicht, sich gut zu fühlen, weil man sich fleischlos ernährt. Mindestens ebenso wichtig ist, dass man zu einer neuen moralischen Elite aufschließt. Wie ich gelesen habe, hat die „Vegan Society“ vorgeschlagen, dass alle Anhänger zwischen Vor- und Nachnamen ein großes V führen, damit sich Gleichgesinnte auf Anhieb erkennen. Wer dachte, die Idee des Adels sei tot, hat noch nie versucht, länger ohne Kotelett und Steaks auszukommen.

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Man könne den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft daran erkennen, wie sie mit ihren Tieren umgeht, wurde mir neulich auf einer Party entgegengehalten, als ich gerade dabei war, ein Brötchen in Augenschein zu nehmen, das mit etwas belegt war, was wie eine Frikadelle aussah (leider war es nur Tofu). Alle nickten zustimmend, wobei mir erst später aufging, dass der Satz auf Mahatma Gandhi zurückgeht. Ich habe keinen Zweifel an der Weisheit Indiens. Ich habe mich nur spontan gefragt, wie sich Gandhis Argument mit der Tatsache verträgt, dass keine Nation beim Tierschutz in ihrer Zeit so fortschrittlich war wie die Deutschen unter dem Nationalsozialismus.

Biokost stand bei der Nazi-Führung hoch im Kurs

So unmenschlich die Nazis auch waren, was den Einsatz für mehr Tierrechte angeht, haben sie eine reine Weste. Zu den ersten Gesetzen, die sie nach der Machtübernahme auf den Weg brachten, gehörte 1933 das Reichstierschutzgesetz, das erstmals verbindlich festlegte, das Tiere um ihrer selbst willen zu schützen seien. 1934 folgte das Reichsjagdgesetz, das ebenfalls als vorbildlich galt, 1937 wurden Tiertransporte gesetzlich geregelt. Für besondere Verdienste um das Tierwohl gab es die „Adolf-Hitler-Medaille“ mit dem Eintrag: „Adolf Hitler – ich bin ein entschiedener Gegner der Tierquälerei“.

Ich will die historische Parallele nicht zu weit treiben, aber Biokost und Naturheilkunde standen bei der Nazi-Führung überhaupt hoch im Kurs. Hitler verbrachte Stunden in Diskussionen mit seinen Vertrauten, wie man das deutsche Volk zum Vegetarismus bekehren könne. Nur mit Mühe konnte er davon abgebracht werden, die Wehrmacht auf Gemüsesuppe umzustellen. Das KZ Dachau beherbergte eines der größten Forschungslabor für alternative Medizin und produzierte seinen eigenen biodynamischen Honig. Der erste Anti-Raucher-Feldzug in der Geschichte wurde von den Nazis geführt, und zum Ende des Krieges hatte die SS 75 Prozent des deutschen Mineralwassermarktes unter ihre Kontrolle gebracht, um jeden SS-Mann in ausreichender Menge mit Selters und Apollinaris versorgen zu können.

Die Lage an der Pflanzenfront ist unübersichtlich

Es kann, wie gesagt, ziemlich kompliziert werden, wenn man sich mit den Dingen intensiver beschäftigt. Unter den Anhängern der fleischlosen Ernährung hat ein Blogeintrag ziemlichen Wirbel verursacht, in dem der Autor vorrechnete, dass pro Kilo nutzbaren Proteins aus Getreide 25-mal mehr Lebewesen getötet werden als bei einer nachhaltigen Fleischproduktion. Selbst die vegane Lebensweise hat ihre Opfer, wie es aussieht. Wo in Monokulturen Gemüse oder Soja angebaut werden, verschwinden die natürlichen Lebensräume vieler Tiere. Es sterben die Insekten, dann das Rehkitz, und wer am Ende der Saison nicht unter den Mähbalken geraten ist, dem geben die Pestizide und Herbizide den Rest.

Die besonders Eifrigen sind dazu übergegangen, nur noch das zu essen, was am Baum wächst oder am Wegesrande liegt. Die Erdbeere empfindet keinen Schmerz, so hieß es bislang. Aber nicht einmal darauf ist mehr Verlass.

Amerikanische Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass auch Pflanzen Gefühle entwickeln. Man weiß schon lange, dass sie besser wachsen, wenn sie mit Wiener Klassik beschallt werden. Am Beispiel der Schotenkresse konnten die Forscher nachweisen, dass sich der Stoffwechsel ändert, sobald sie von Raupen verzehrt wird. Für die Wissenschaftler ist das der Beweis, dass Pflanzen spüren, wenn sie gegessen werden.

Die Lage an der Pflanzenfront ist wirklich furchtbar unübersichtlich. Vielleicht sollte man die Sache mit dem großen V vorerst noch mal überdenken.

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4 Antworten zu Vegetarier – die besseren Menschen??

  1. Paul schreibt:

    Ja, ja, solche Leute kenn ich auch: gestern noch starke Raucher, heute dann nicht mehr und dann verteufelt sie jeden Raucher, der ihnen über den Weg läuft.
    Nichts anderes passiert bei den veganen Gutmenschen. Gestern Fleisch und heute Pflanzen, Körner und den Selbstbetrug mit der Tofu-Wurst.
    Jeder sollte leben, wie er sich es für sich vorstellt und nicht fremdbestimmt von solchen BIO-Stalinisten.

  2. SonntagsFahrer schreibt:

    Ja, ich habe in meinem Umfeld auch Menschen, die einem ihre Lebensweise als die einzig Richtige überstülpen wollen.

  3. Ernst schreibt:

    Da brat ich mir doch gleich ein saftiges Steak.
    Ja, dass wird jetzt die Öko-Missionare auf den Plan rufen, die einst selber Fleisch aßen und sich jetzt der veganen Ernährung befleißigen. Wie eine Monstranz tragen sie ihren „Ernährungsplan“ vor sich her und wollen Alle „bekehren“, sich vom Fleisch essen abzuwenden.
    Das sind nun wirklich unangenehme Artgenossen.

  4. Werner U. schreibt:

    Schön recherchierter Beitrag, der einigen Veganer bitter aufstoßen wird. Wie immer, hat alles zwei Seiten.

    Danke und weiter so! Gerade auch in den Kommentaren zum ÖKO-Wahn und deren irren Auswüchsen.

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