Traumfrauenpremiere

„Traumfrauen“

An einem Dienstag im Februar stand die Premiere den deutschen Film „Traumfrauen“ an.

Im Vorfeld die unvermeidlichen Mails, in denen alles geregelt wird: wer wann wo wen wohin bringt, wo die Fahrzeuge abgeholt werden.
Ich hatte das Glück, relativ problemlos zu meinem Verleiher zu kommen und dort das Fahrzeug für den Abend abzuholen.

Am Counter wurde mir schon gedeutet, dass das abzuholende Auto, eine S-Klasse, da Mercedes das Sponsoring übernahm, einen gewissen Nachteil hätte. Gut, fehlten die Räder? Waren keine Scheiben drin? Ja, das wäre bei diesem Wetter abträglich. Fehlten die Sitze?

Nein, es war die Farbe!

Es war ein schneeweißer Daimler-Benz!

Ehrlich, ich fand ihn absolut scharf und passte sich nicht dem allgemeinen Mainstream ein, der immer nur schwarze Limousinen vorsieht.
Unter der Kollegenschaft wurde das Fahrzeug mit „Nuttenkutsche“, „Zuhälterkarre“ tituliert.
Leider hatte Warner Bros. auch etwas gegen diese Farbe – etwas Mut und Flexibilität hätte ich da schon voraus gesetzt – und ich wurde mit meinem „Schneeweißen“ ganz ans Ende der Kolone, die sich vom Hotel zum Premieren-Kino aufmachte, gesetzt.

Dort angekommen, nehmen wir dort immer in der Feuerwehrgasse Aufstellung. Das ist für den Tag genehmigt und mit dem Center-Manager und dem Wachschutz abgesprochen. Für alle Eventualitäten sind wir verpflichtet, an den Fahrzeugen zu verweilen. Man weiß ja nie, ob oder was passiert.
Ich sitze also in meinem Fahrzeug und tacker einen neuen Beitrag für meinen Block, als ein Polizist gegen die Scheibe klopft und mir deutete, die Scheibe herunter zu lassen.IMG_20150220_100621
„Was machen Sie hier? Sie wissen schon, dass das hier die Feuerwehrzufahrt ist?“ Ich bejahte den Hinweis auf die Feuerwehrgasse, dass ich wüsste, dass das eine ist und verwies auf die Dazugehörigkeit zum Tross. Als Beweis diente mein Pass, den jeder Fahrer erhielt, und sich als „Driver“ auszuweisen.
Naja, das ist eben ein Weißer, die anderen sind halt schwarz.

Eine viertel Stunde später ein Kollege vom Ordnungsamt, der mir dieselben Vorhaltungen machte.
Kurz entschlossen antwortete ich, ich sei der Notarzt – die Antwort befriedigte ihn und er zog seiner Wege.

Ca. eine Stunde später, die gleiche Situation.
Ich stand neben dem weißen Daimler, als eine Ordnungsamtsfrau, bewaffnet mit ihrem Ordnungswidrigkeitenausdrucker, sich von hinten näherte, schon im Gehen damit begann, meine Autonummer in das Gerät zu tippen, als von weiter hinten eine Stimme erschallte: „Lass das, der gehört dazu, dass ist der Notarzt!“

Ich liebe weiße Autos!!

Später, bei der Abfahrt der Protagonisten des Films und dem gesamten Anhang in Richtung After-Show-Party, wurde auch darauf geachtet, dass keiner das Fahrzeug des „Notarzt“ bestieg.

Dort angekommen war mein Platz etwas abseits zugedacht, als schäme man sich dafür, dass das weiße Auto überhaupt bei den Schwarzen stehen durfte.
Behandelt wie ein weißer Wal, das schwarze Schaf eben.
Integration sieht anders aus.

P.S. ich schrieb es schon: ich liebe schneeweiße Autos!

Ganz nebenbei: in der Nacht haben wir noch Lione Richie rein geholt.

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