Reisen mit einer Shanty-Rock-Band

Es begab sich zu einer Zeit, als sich eine Dampfer-Band aufmachte mit einer Art von Shanty-Rock die Charts zu stürmen, dass ich eine geplante Promo-Tour fahren sollte. Ich übernahm also einen T5 und fuhr nach Griebnitzsee, um dort die Band nebst Managerin zu übernehmen und zu einem Interview zu Radioeins zu fahren. Wie es meine Art ist, bin ich meist eine viertel Stunde vor der geplanten Abholung vor Ort, als die Managerin mich und das Fahrzeug sah und sich ernsthaft erregte, warum dieses Fahrzeug und kein Größeres, weil, wie ich dann erfuhr, die Band von einer Seereise kam und darum auch viel Gepäck dabei hätte.

Hier versuchte ich zu erklären, dass ich nur das Fahrzeug nehme, welches ich vom Verleiher zur Verfügung gestellt bekomme und welches durch das Büro auch so bestellt wurde und das ich auch keinen Einfluss darauf habe Denn ich wisse ja nicht, wer, wann, was und wie bestellt hat. Letztlich bin ich nur der Fahrer.

Ich rief im Büro an, bestellte noch ein zweites Fahrzeug, um das Gepäck nach Leipzig zu verbringen, wo sich die Truppe auf splitten wollte und ich bis dato nur noch mit drei der Band die Promo-Tour weiterführen sollte.

Jeder begreift, dass das nicht so schnell von statten geht, zumal ein Fahrer aktiviert und ein Auto akquiriert werden muss, der dann auch noch von Berlin nach Potsdam fahren sollte. Das alles an einem Freitag zu 10 Uhr vormittags.

Da aber der Termin beim Sender heran rückte, besprach ich mit dem Hotel das Problem mit dem Gepäck und konnte dieses im Kofferraum unterstellen, von wo der andere Fahrer selbiges abholen sollte und eben nach Leipzig zum Zoo (eine dortige Aufzeichnung des MDR) zu fahren.

Problem gelöst – dachte ich!

Leider vergaß ich den cholerischen Bassisten der Band und die Managerin, die mit der Lösung keinen Frieden schließen konnten/wollten.

Nachdem ich die Truppe beim RBB abgeliefert hatte, fuhr ich wieder zurück zum Hotel, um auf das Gepäck, den Instrumenten und den persönlichen Sachen aufzupassen und gegebenenfalls den hinzugekommenen Fahrer bei der Verladung zu helfen.

Abgesprochen war auch, dass mich die Managerin kurz vor der Beendigung des Interviews mich anrufen sollte, damit ich sie von dort abholen und nach Leipzig fahren konnte, damit wir dann auch im Zeitplan blieben.
Die Zeit verging, weder der zweite Fahrer kam (telefonische Info über den Standort und seinem Verbleib verhießen nichts Gutes), noch Infos über den Stand der Dinge beim Sender durch G.*), die Managerin, kamen an, als das Telefon klingelte und eine völlig neben der Spur stehenden Person mir mehr oder weniger ins Ohr schrie, wo ich denn bliebe, man wartete schon über eine halbe Stunde und der Termin in Leipzig sei nicht mehr zu halten u.s.w., u.s.w.

So langsam sprang der Funken auch bei mir über.

Also ins Auto, ohne nicht nochmal im Hotel Bescheid zu sagen, dass ein zweites Fahrzeug kommen werde und das Gepäck abholen würde, und fünf Minuten zum Sender gebraucht, wo sich Managerin G. und der Bassist abzuwechseln schienen, wer nun am aufgeregtesten sei. Leider wurden dadurch die Beschuldigungen auch nicht konstruktiver, eher übergriffig.
Dem Bassisten fiel nun auf, dass es seine ganzen Papiere, sein ganzes Geld im Hotel zu liegen hatte und wenn etwas davon weg käme, er mich haftbar machen würde.
Ich versuchte nochmals, und wie es sich herausstellte umsonst, zu erklären, dass das nicht meine Schuld sei, dass bei der Buchung schon ein Fehler gemacht wurde und ich mich bemühe den Fehler zu bereinigen, bez. dafür gesorgt hatte, bzw. jetzt nicht mehr zu ändern sei. Ich bot mich zusätzlich an, nochmals zurück zum Hotel zu fahren, um wenigstens die persönlichen Sachen zu holen.
Das wurde, unter den Verweis auf den nächsten fälligen Termin, abgelehnt. Unterdessen informierte mich der zweite Fahrer, dass es in ca. 15min am Hotel sei, um dort das Gerödel der Band aufzunehmen und uns nach Leipzig zu folgen. Dieses sagte ich der Managerin G. und den Anderen und auf dessen Geheiß fuhren wir nun nach Leipzig. Jetzt, dachte ich, wendet sich alles zum Guten.

Dachte ich! Während der ganzen Fahrt pampte mich abwechselnd G. und dieser unangenehme Bassist voll, dass es doch nicht sein kann, dass mal wieder das falsche Fahrzeug geordert wurde, warum der zweit Fahrer nicht am Hotel war, dass, wenn etwas vom Gepäck fehlen würde, die Agentur in Regress genommen würde, warum ich nicht frühzeitiger einen zweiten Fahrer angefordert hätte, seine Privatsachen, wie Geld, PC, Papiere ….  bla, bla , wo der andere Fahrer sei u.s.w.

Der zweite Fahrer traf ungefähr zur selben Zeit am Hotel ein, in der wir uns vom RBB nach Leipzig aufmachten. Das gesamte und vollständige Gepäck wurde von ihm verladen und danach machte er sich auch auf Richtung Leipzig. Ich und meine Gäste kamen zu 14:30 in Leipzig an, ohne vorher permanent von irgendeiner Praktikantin des MDR genervt zu werden, wann ich eintreffen würde. Wir trafen 15 min später als im Ablaufplan vorgesehen, am Leipziger Zoo an. Warum die Hektik erschloss mir nicht, da die Band erst zu 17:30 im Studio vor einem Bluestream abgedreht wurde, also noch nicht mal live, was die Stimmung der Bandmitglieder auch nicht wesentlich verbesserte. Der Koffernwagen erreichte sein Ziel ca. 45 min nach uns.

JETZT !!! ist alles gut und meine Fahrgäste sind zufrieden – NEIN!

Der cholerische Bassist dreht immer noch an der Uhr.

Ich dacht so bei mir: na das wird aber eine super schöne Promo-Tour, die nach der Aufzeichnung hier beim MDR, beginnen sollte.
Ich sollte einen Teil der Band zu verschiedenen Rundfunk-Sender fahren, in denen sie ihre neuste CD promoten wollen.
Die Namen der Sender spar ich mir, denn die sind nun wirklich nur Schall und Rauch.
Nur zu Route ist nur so viel zu sagen, dass sie von Berlin über Potsdam – Leipzig – Hannover – Kassel – Köln – Dortmund – Schwerin – Hamburg –Kiel – nach Flensburg gehen sollte.

Da stand mir etwas bevor, zumal wenn ich an den nervenden und  – ich will mal so sagen – selbstherrlichen Bassisten dacht.
Ich war auch kurz davor, den Kofferfahrer zu fragen, ob er die Tour nicht weiter machen wollte und ich mit dem „Kofferwagen“ wieder zurück nach Berlin fahre.
Während wir also abhingen und ich mich nervlich auf die weitere Fahrt einstellte – Job ist Job –  tangierte einen immer noch der Unmut dieses sich nicht beruhigenden Bassisten.

Egal, die Sonne schien und es konnte nur besser werden.

Plötzlich und unerwartet tauchte das nächste Problem auf, welches zu beseitigen war:
Dem Bassisten ist wohl selber seine unangenehme Art und Weise auf den Magen geschlagen und  – ich will mal so sagen, Gott (sollte es ihn wirklich geben) hatte ein einsehen und bescherte ihn heftige Halsschmerzen, so dass er die Promo-Tour absagen musste (Gott sei Dank – sagte ich das schon?). G., auch noch am Start und immer noch aufgeregt wie ein aufgescheuchtes Huhn herum springend, bekam heraus, dass der letzte und einzige Zug, der noch von Leipzig Richtung Flensburg fahren sollte, genau um 18:40 Uhr abfahren sollte. Die Aufzeichnung war zu 17.30 Uhr geplant und wer schon mal etwas mit Fernsehen und den dazu gehörigen Menschen zu tun hatte, wusste, dass ……..

Das Zeitfenster wurde immer enger und G. immer hektischer. „Der schafft es nicht, der schafft es nicht!!“

Ich versuchte G. zu erklären und zu zeigen, dass der Leipziger Hauptbahnhof nur ca. 500m entfernt sei, dass der Fahrer höchstens 5, max. 7 min für den Weg brauche.

Der Bahnhof war von unserem Standort zu sehen!!

Wir sortierten sicherheitshalber die Koffer auseinander, damit der Basser und ein anderes Bandmitglied gleich mit dem zweiten Fahrer los kann und pünktlich seinen Zug bekommen würde.

Aufzeichnung vorbei, rein in den in den zweiten Bus, 15min Zeit, zum Bahnhof und … ab dafür.

Nebenbei: der Zug hatte Verspätung, schaffte somit nicht die Anschlusszüge in Richtung Flensburg und dieser Bassist strandete irgendwo und musste sich ein Hotel nehmen.

Ich wiederhole: Gott sei Dank, dieser unangenehme und boshafte Mensch war weg und ich würde nie wieder etwas von ihm hören, geschweige zu Diensten sein – dachte ich damals.

Nun waren wir nur noch drei Bandmitglieder und ich.

Einer entsorgte sich eigenständig, dass Management orderte ein Fahrzeug bei einem Verleiher  – ging mich also nichts mehr an.

Ich schickte mich an, mich mit den Zweien der Band auf den Weg nach Hannover zu machen.

Der Letzte der Band, für den vom Management ein PKW geordert wurde, blieb zurück und wartete auf den Verleiher, der ihm das Fahrzeug bringen sollte.

Nun ein kleiner Exkurs zur der Arbeitsweise des Managements dieser Band:
Als wir kurz vor der Auffahrt zur A2 Richtung Hannover waren, also ca. 100 km davor, bekam einer der beiden Mitfahrer einen Anruf von dem Dritten, der eben in Leipzig stand und auf seinen PKW watete und teilte mit, dass das angekündigte Fahrzeug vom Management abbestellt wurde. Mit anderen Worten: Kein Auto, keine Heimfahrt, Stress und Unannehmlichkeiten.
Wer das zu verantworten hat, erschloss sich mir nicht.
Zu allen Überfluss bekam ich noch mit, dass der Mensch in Wolfsburg wohne und durchaus mit uns mitfahren hätte können.
Nach dem Tag, nach dem Stress und der Einsicht in die Arbeitswelt des Managements dieser Band hatte ich keine Fragen mehr.

Wir Drei zogen also weiter, landeten wohlbehalten in Hannover und die Promo-Tour konnte beginnen.

Es war eine der schönsten Touren, die ich je gemacht habe.

Ich wohnte in denselben Hotel wie die Künstler  und allabendlich das sich wiederholende Ritual: an der Hotelbar sitzen, ein, zwei Bier trinken und den Tag Resümee passieren lassen.

Wie sich unser Verhältnis zu einander darstellte nur noch eine kleine Geschichte am Rande.

Als wir in Kiel angekommen waren und in das von Management reservierten Hotel eincheckten, die Zimmer besahen, war den Zweien klar, dass sie da nicht schlafen wollten. Es war eines der typischen Vertreterabsteigen, die nach Bohnerwachs rochen und sonst nur den Schlaf bevorzugten. Kein Essen, keine Bar, geschweige, irgendetwas zum Trinken auf den Zimmern.
Mir war es egal, wollte ich nur noch schlafen, denn der folgende Tag hatte es noch mal in sich.

Es klopfte an der Tür meines Zimmers und mir wurde gedeutet, dass wir uns jetzt auf den Weg machen werden, um eine bessere Unterkunft zu suchen und auch zu finden.

Das Steigenberger, Einzelzimmer 180 EUR!!

Mir war klar, dass ich mir das nicht leisten könne und werde – das tat ich auch kund, worauf ich zur Antwort bekam, dass es doch selbstverständlich sei, dass die Kosten für mich übernommen werden würden und ich solle mir darüber mal keinen Kopf machen.

Wir checkten also aus und im Steigenberger ein.

Nebenbei: als wir beim NDR in Hamburg waren, stieß auch wieder G. zu uns.

Was ich nun gar nicht erwartete, entschuldigte sich Grit vor versammelter Mannschaft bei mir für die angenervte Art und Weise vom ersten Tag in Potsdam – das ist mir nun wahrlich noch nie untergekommen, dass sich Einer bei mir entschuldigt. Normalerweise bist du als Fahrer an allem Schuld.
Diese kleine Geschichte soll auch nur dazu gereichen, dass es auch anders geht, dass der Fahrer ein Teil vom Ganzen ist, dass auch meine Arbeit respektiert wird.

Am nächsten Morgen noch Promo-Termine bei den örtlichen Sendern, nach Flensburg und gegen 21:00 zurück nach Berlin.

Diesem Erlebnissen folgend, freute ich mich, als ich ca. ein Jahr später wieder den Auftrag bekam, mit der Band, in Flensburg abholen nach Berlin, am übernächsten Tag nach Holland, um dann von dort wieder nach Flensburg und Berlin zu fahren

Wie geschrieben: ich freute mich riesig, denn ich erwartete denselben Spaß und auch dieselbe Anerkennung für meine Arbeit.

Weit gefehlt, wie die Geschichte zeigen wird.

Vorweg: es blieb nur bei dieser Abholung Flensburg Berlin!!

Aber der Reihe nach:
Die Abholzeit war für 12:30 Uhr terminiert und ich bin, da ich gut durch gekommen bin, schon ca. 45 min früher vor dem Haus des Bassisten.

Ich parkte etwas abseits, also nicht direkt vor seinem Haus und wollte noch etwas zu Entspannung herum laufen, als plötzlich neben mir ein Audi hielt und ich … sage ich mal so … angeblafft wurde: „Sind sie der Fahrer das Agentur XY, sie sind viel zu früh hier!“

Höfflich antwortete ich, dass es mir durchaus klar sei, ich deshalb auch nicht direkt vor dem Haus stünde, um damit auch kein Stress erzeugen wollte und dass ich mich natürlich an die geplante Zeit halten würde. Somit seiner Planung nicht im Wege stehen würde.

Mit durchdrehenden Rädern fuhr er davon.

Gut, dachte ich, auf dem falschen Bein erwischt. In dem Jahr Erfolg und Fernseh-Präsenz etwas durch, aber immer noch der…..? BASSIST!!

Au, dachte ich, fängt ja gut an!!

Um 12:30 Stand er auch vor der Tür, mokierte sich über den 9Sitzer (vorsichtshalber stellte mir die Agentur diesmal, um auch Ärger zu vermeiden, dieses, etwas größere Fahrzeug zur Verfügung).

Ruhig bleiben, dachte ich nur, auch dann noch, als wie die anderen fehlenden fünf aufpickten.

Die Zwei von der vorjährigen Promo-Tour freuten sich sichtbar über mich und erwähnten die gute Zeit und auch die Abende an den Hotelbars.

Gut, dachte ich, die sind noch geerdet, also keinerlei Probleme und diesen sich wie ein Hahn gebenden Bassisten, lässt du einfach links liegen.

Wir machten uns auf den Weg nach Berlin und der jammernde und unentspannte, ja bösartige, Bassist saß neben mir.

Die erste Story, die er erzählte, war die, dass ich schon vor seinem  Haus stand und ihn damit schon völlig unter Druck setzte.

Ich fragte mich, ob dass der Grund sei, dass er immer Cholerisch reagiert, wenn das schon „Druck“ ist, wenn ein bedeutungsloser Fahrer vor der Tür steht.

Egal, ich fuhr und fuhr in den beginnenden Feierabendverkehr der A24.

Ich weiß nun nicht, welchen geheimnisvollen Trieb die meisten Autofahrer folgen, dass sie IMMER auf der linken Spur unterwegs sind, zumal die rechte über weite Strecken leer ist.
Wie in der StVO erlaub, befuhr ich die rechte Spur und überholte in angemessener Geschwindigkeit die Kolonne auf der linken.
Tauchte ein Hindernis auf, sortierte ich mich in die Überholspur ein, um diese gleich nach dem Passieren des Hindernisses zu verlassen.

So kamen wir geschmeidig an das Kreuz Oranienburg, wo die Autobahn sich in die „West“- und „Ost“route teilt.

Von weiten sah ich, dass auf der Brücke sich schon LKW stauten und dass auf der Richtungsfahrbahn West auch schon Fahrzeuge standen.

Also entschloss ich mich durch den Osten zu fahren.

Das schien der Bassist nicht zu begreifen. Unnötig im Ton fragte, nein, blubberte er davon, wohin ich sie jetzt brächte.

Ich erklärte ihm, dass die Aussichten momentan schlecht stünden, wenn ich durch den “Weste“ fahren würde, weil sich jetzt schon abzeichnen würde, dass wir da in einem Stau sehen würden, der kaum abzusehen sei. Zumal auch sichtbar war, dass die Fahrzeuge auf dem Zubringer standen.

Nun fuhr der Bassist seinerseits mal wieder hoch.
Er sei noch NIE durch den „Osten“ gefahren. Was ich mir einbilden würde. ….

Sicher, unter anderen Umständen war der Weg zum Esplanade über Charlottenburg kürzer, aber auch unter den gegebenen Voraussetzungen auch schneller?
Egal, jetzt fuhr ich gen „Osten“, die Prenzlauer Allee entlang Richtung Alexander Platz, Unter den Linden, Französische Straße und ………. STAU!!

Dicker fetter Stau!!

Wegen einiger unbedeutender Schausteller und die Dokumentation selbigen durch einen Stern auf einer ranzigen Mittelpromenade der Potsdamer Straße, wurde der gesamte Potsdamer Platz gesperrt, was zu einem Verkehrschaos führte, von dem ich nichts wusste, weil ich keinerlei Informationen darüber besaß.

Ich hatte während der Fahrt kurz das Radio an, wurde aber aufgefordert, dieses wieder auszumachen, da sich mein „Nebenmann“ dadurch belästig fühlte.

Ich versuchte über Nebenstraße irgendwie zum Lützow Ufer zu gelangen, was aber kläglich daran scheiterte, weil andere genervte Autofahrer denselben Plan hatten.

Nicht nur die Situation auf der Straße eskalierte, nein, auch der Choleriker meldete sich wieder zu Wort.

Mit seinem Iphon und eine App „versuchte“ er mir zu helfen und wollte mir den Weg zeigen. Zeigte auch Wege, die in Sackgassen führen würden, worauf ich ihn hinwies.
„Wieso, die Straße ist doch grün, also können wir da durch fahren.“ „ Nein“ sagte ich, „dass ist eine Sackgasse, weil sich am Ende eine Baustelle befindet.“ „ So ein Irrsinn, Du scheinst dich ja gar nicht hier auszukennen. Die Straße ist GRÜN und ich möchte, dass du dort lang fährst, Schließlich sind wir schon seit Stunden unterwegs und wollen ins Hotel!“

„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich“ sagte schon meine Mutti, also fuhr ich in diese Straße und endete an einer Baustelle!!

Nun sammelte der Choleriker seine letzten Kräfte, indem der die anderen Mitfahrer von meiner Unfähigkeit ein Auto zu lenken, zu überzeugen versucht.

Das scheiterte kläglich, da die anderen auf ihn einsprachen, dass er doch etwas gelassener reagieren solle.

Das war jetzt das Fanal, jetzt waren alle Dämme gebrochen: ich ein „Scheißfahrer“, der von einem Stau in den anderen fuhr, der sichtbar keine Ahnung hatte und dann noch seine Kollegen, die nicht in das gleiche, sein, Horn blasen wollten.

Die Pöbeleien gingen weiter und ich war jetzt auch nicht mehr von Straßenverkehr genervt.

An einer Roten Ampel stehend, wandte ich mich zu ihm und sagte höflich aber bestimmt, dass er gerade dabei ist, meine rote Grenze zu überschreiten, dass ich mich sehr wohl in der Stadt hier auskennen würde und ich bemüht bin, so schnell wie möglich an das Hotel zu kommen. Auch wenn seine Hinweise, wie ich zu fahren hätte, nicht gerade konstruktiv seien.

Irgendwie schafften wir es doch bis zum Hotel zu kommen.

An der Auffahrt standen sichtbar Fans und die mit einem „Scheiß Fans“ quittiert wurden. „Die stehen ja überall, nie hat mein seine Ruhe von denen!“

Darauf sagte ich, dass ich einige Meter weiter fahren würde, dort sei die Ausfahrt und dort könnten sie unbehelligt aussteigen.

Ich habe leider zu spät gesehen, dass die Ausfahrt mit schwarzen Tüchern verhangen waren, was der Choleriker mit „Jetzt müssen wir wohl auch noch durch den Dienstboteneingang gehen“ kommentiert wurde.

Die Security-Mitarbeiter, die dort standen, wurden aufmerksam auf uns, halfen beim schnellen ausladen und geleiteten die Künstler zum Eingang hinter den Tüchern.

Beim Aussteigen und Auspacken raunten mir die Zwei, mit denen ich die Promo-Tour machte zu, „lass dich nicht beeindrucken, der ist halt so und bis Sonnabend, 10:00 Uhr!“.

Aber dazu sollte es nicht kommen.

Ich selbst hatte wenig Lust unter diesen Umständen die weitere Tour nach Holland zu fahren, wollte aber nicht die –Agentur damit beschäftigen, einen Ersatzfahrer zu bestellen.

Mit gefangen, mit gehangen – dacht ich.

Am nächsten Tag bekam ich einen Anruf aus dem Büro, dass man von Management eine Email erhalten habe, wo die Ablösung von mir als Fahrer gefordert wurde.

Als Gründe wurden angeführt:

  • Ich wäre aufmüpfig und beleidigend
  • Ich würde durch meine Fahrweise Menschenleben Gefahr bringen, weil ich hirnlos rase.
  • Ich würde permanent auf der Autobahn recht überholen
  • Ich würde bei der Fahrt ständig rauchen
  • Und ich könnte nicht mit Stress umgehen.

Klar, war ich über diese Art und Weise verärgert, mit welcher Respektlosigkeit die Arbeit Anderer beurteilt wird, aber egal das Kapitel „Shanty-Rock-Band“ ist durch.

Als Ausgleich wurde ich auf Lenny Kravitz, Fanta4 und VoXXClub gesetzt.

Und das hat wieder richtig Spaß gemacht!!

Auch ein Dank an die Agentur, die durch mich Stress gehabt hat, indem ein anderer Fahrer für diese Hafenmugger gesucht werden musste. Zumal es auch nicht immer Usus ist, dass sich die Agentur hinter einen stellt, schließlich sind wir „Dienstleister“ und sollten so ein abnormes Verhalten einiger Fahrgäste ertragen.

 

Nachtrag: auf der diesjährigen ECHO-Verleihung (2015) wurde ich von den beiden Musikern, mit den ich den Promo-Tour machte, herzlich begrüßt und wir quatschen einige Zeit miteinander. Natürlich auch über unsere „letzte“ Fahrt.
„Du solltest das dir nicht so zu Herzen nehmen, der ist halt so!“ – Gut, Einer kann mit dieser Art umgehen, Andere nicht.
Letztlich scheint es so, dass ich nicht alles falsch gemacht habe.

*) der Name bekannt

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