Nick Cave ist ein Mythos – In der Max-Schmeling-Halle

Seine schmale Silhouette, seine langen, schwarzen Haare, der Anzug, das Hemd – und natürlich seine Stimme.
Am Sonntag war Cave-Messe in Berlin
Seit September tourt er durch Europa.

Mehr als ein Konzert, eine heilige Messe des Avantgarde-Pop, eine ebenso besinnliche wie beflügelnde musikalische Predigt aus Rhythmen und Caves sonorem Gesang – das Konzert von Nick Cave and the Bad Seeds am Sonntag in der Berliner Max-Schmeling-Halle war zweifelsfrei eines der besten Konzerte des Jahres. Die meisten Stücke vom letzten Album „Skeleton Tree“, das geprägt ist vom Tod seines 15-jährigen Sohnes 2015, dazu einige ihrer älteren Hits, ohne dass das auch nur einmal gewollt wirkt: Die Setlist ist kein Aneinanderreihen, sondern ein perfektes Arrangement, ein Erlebnis, eine gefühlvolle Geschichte.
Wer gedacht hat, es sei eine dieser tristen Auftritte, die Nick Cave in den letzten Jahren ablieferte, sah sich überrascht.
Wenn ich an mein letztes im Jahre 2013 gesehene, im damaligen Metropoltheater( heute AdmiralsPalast) Konzert, denke, war das hier eine Offenbarung.
Jeder erwartete, tiefe, melankolische-deprimierende, verständliche Trauer über den Tod seines 15jährigen Sohns, verarbeitete Sounds und Stimmungen, wurde enttäuscht. Ich glaube, nach den vier oder fünf Konterte, die ich gesehen habe, war dass das Beste.

Foto: Ferdy Damman/dpa

Nick Cave – ein Gesicht der 80er Jahre in Berlin

So wie Nick Cave selbst ein Gesamtkunstwerk ist – erst recht hier in Berlin, wo er die 80er nicht nur verbrachte, sondern eines ihrer Gesichter wurde – war auch das Konzert in der vollbesetzten Max-Schmeling-Halle ein Gesamtkunstwerk, von der anschwellenden Besinnlichkeit am Anfang über drängende Höhepunkte und sich kurz besinnendes Atemholen bis zum seligen Finale am Ende der Zugabe, für das Cave zig Fans auf die Bühne holte.

Das Publikum teilt sich für den nahezu Gottgleichen Cave

So wie Cave die gesamte Bühne als Spielplatz nutzt, umhertanzt, sich immer wieder in die erste Reihe lehnt während sich ihm die Arme und Hände entgegenrecken, ihn auffangen, berühren, so wie sich das Publikum vor ihm teilt, als er für einen Song ihn seiner Mitte wandelt, so füllen seine Musik, seine übergroßen fast schon religiösen Gesten und seine Stimme die komplette Halle mit einer unglaublichen Stimmung aus. Das ließ er in seinem letzten von mir gesehenen Konzert im MetropolTheater 2013 vermissen. Gestern war es ganz anders.
Was für ein heiliger Abend, was für eine raumfüllende Wucht. Ganz abgesehen davon, das Nick Cave grandios ist: So muss ein Konzert sein.

Was für ein heiliger Abend