Weihnachtsgeschenke

Liebe(r) Cis*Schenkender_innen,***innen*** oder *i*n*n*i*n*n*e*n,
(Gendergerechte Anrede – hoffentlich auch politisch korrekt!!)

wer kennt das nicht, Weihnachten steht vor der Tür und Jeder, aber auch Jeder steht vor dem Problem, was, wer, wem etwas schenkt – ausgeklammert das „warum“.
Ich habe mich über die Jahre dazu durchgedrungen,  nur noch die Kinder der  Familien, zu beschenken.
Man erkundigt sich nach den Wünschen, überlegt, wägt ab, kauft und verschenkt es.

Gut war!

Jetzt, nach einigen Zuwächsen im Familienverband wird die Sache unübersichtlich und – hier sage ich den Kennern nichts Neues – nervig.

Ein Beispiel: Man hat drei Kinder, eines davon verheiratet mit Kind, Schwiegereltern und dazu eingeheiratet noch ein Kind, einen Neffen mit Frau und Kind.
Die Lebenspartnerin, die auch drei Kinder hat, plus Ehe- und Lebenspartner und ein Kind.

Summasumaru  18 zu Beschenkende.

Die Kinder sind einfach: Bauklötze, Plüschtiere,  Spielzeug, Bücher, DVDs. Wer was, wird abgesprochen.

Jetzt aber die Erwachsenen.

Ein Buch.
Wer liest was?
Krimis, Baupläne, medizinische- und/oder Erziehungsbücher, Romane, Erzählungen, Biographien von bedeutenden und unbedeutenden A-, B-, C-Promis?

Oder doch lieber ein Wein und wenn, Rot- oder Weißwein, aus Frankreich, Italien oder sonst woher?

Vielleicht ein Kalender?
Einen mit moderner Kunst oder doch lieber Blumen und/oder Landschaften, Eisenbahnen, Autos, mit sinnvollen, bez. sinnfreien Sprüchen?
Und wo hängt man diesen dann hin?
Hat  man da nicht auch Verantwortung, ist es kein gestalterischer Eingriff in den Wohnraum?
Sollte da, wo dann der Kalender hängt, das Regal, die Blumenampel, die Lampe, das Bild der Kinder/Familie angebracht werden?

Will sich Einer verwirklichen?
Kreativ zum Beispiel?
Acrylfaben, Wolle, handgeschöpftes Papier, wo die selbsgedichteten Gedichte stilvoll, mit biologischen Federkiel und selbstgefertigter Tinte verewigt werden können?
Oder Wolle?
Woher und nachhaltig, mit hervorragender CO² Bilanz, aus der Dritten Welt Fair Trade gehandelt?
Zwingt man dann nicht den Beschenken, Pullover, Handschuhe oder gar Schals zu stricken oder zu häkeln, die man im nächsten Jahr selber geschenkt bekommt?

Will man das wirklich?

Leider wird man, wenn man sich nicht diesem Wahnsinn ergibt, zurecht gewiesen: „Schenken macht doch so ein Spaß!“
Klar ist es schön, beschenkt zu werden.
Die Betonung liegt auf „beschenkt„!
Die Frage, was möchtest du denn zu Weihnachten vom Weihnachtsmann haben, impliziert doch Wünsche, die man zu haben scheint.

Aber, was will man einem 61jährigen schenken?
Ich persönlich habe alles und die Wünsche, die ich dann habe, erfülle ich mir selbst.
Genau so sage ich es und ernte Unverständnis.
Hast du denn keine Wünsche?“
Klar, habe ich, aber wie soll ich es sagen?
Vinylplatten zum Beispiel.
Bekommt man die dann auch?
Ist nicht Jedermanns Geschmack, mein Geschmack.
Da muss man sich auseinander setzen.
Das geht dann über den Gedanken des Schenkers hinaus und endet in Handschuhe, Schals ( natürlich selbst gestrickt aus der geschenkten Wolle vom Vorjahr) Strümpfe u.a. was man sich – weil es nicht den Geschmack getroffen hat – lieber selber kauft.

Ich rede da ausschließlich von mir, weiß aber, und da hoffe ich auf die Ehrlichkeit, dass es Anderen genau so geht. Sicherlich stoße ich da den Einen oder Anderen vor den Kopf, vielleicht aber auch an, sich zu besinnen, um was es Weihnachten wirklich geht.

Nicht um den Heiland, der irgendwo geboren wurde, dem ganzen Gedöns, der darum über Jahrtausende gemacht wird, nein, es geht um den wirklich einzigen Tag im Jahr, wo man inne halten soll und kann, im Kreis der Familie und nicht um Geschenke, wie uns auch die allgegenwärtige Werbung weiß machen will.
Und sollte es wirklich um das Kind gehen, welches vor über zwei tausend Jahren irgendwo geboren worden ist, dann waren Myrrhe, Weihrauch, Gold DAS Willkommensgeschenk.

Deswegen kann es nur opportun sein, meiner Enkelin zu Weihnachten ein (oder auch zwei) Willkommensgeschenk zu machen.

WILLKOMMEN, ENKELIN!!

Nun bin ich sein Tagen, Wochen auf der Suche nach Geschenken und dem vermeidlichen „Spaß„.

Das Eine wie das Andere finde ich nicht.

Ich finde, und da werde ich nicht alleine dastehen, dieses Geschenke nimmt überhand und man sollte wirklich sich auf das wesentlich beschränken.

Natürlich steht meine Enkelin da an erster Stelle und darum wird sie auch reichlich vom Weihnachtsmann bedacht.

Trotzalledem, wünsche ich allen Lesern meines Blogs eine geruhsame Weihnacht und ein guten Rutsch ins Jahr 2016.

Scheiße

Der Sonntagsfahrer1954

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Die zehn (Lieblings-)Platteneinkäufe der Anderen aus 2020

In diesem Jahr sind Dinge passiert, die auch unser Leben beeinflussten.

ich selber war etwas finanziell gehandikapt, weil eine Vielzahl von Jobs weggebrochen sind. Darum hielten sich meine Einkäufe im überschaubaren Rahmen.

Darum freue ich mich auf die rege Anteilnahme und die Einkäufe der Anderen.

Zum Reinhören nur auf das jeweilige Cover klicken, die Site ‚discogs.com‘ ist dan verlinkt. Beim herunter scrollen erscheint rechts „Videos“. Eigentlich leicht zu finden. Aber wahrscheinlich genauso schwer, wie NUR zehn Vinyls auszusuchen. Die Einsendung mit mehr als Zehn wurde von mir gekürzt.

Sollten Fehler in der Schreibweise, die falschen Cover, die falschen Links auftauchen, bitte ich das zu entschuldigen, liegt aber auch an den Vorgaben, die ich bekommen habe ;-))

Kersten:

• Wire – „Mind Hives“

• Louis Moholo Octet – „Spirits Rejoyce“

• The Art Ensemble of Chicago – „We are on the Edge“

• Ali Farka Toure – „Savane“

• The Flaming Lips  -„American Head“

• Bob Mould – „Blue Hearts

• Woods – „Strange to Explain“

• The Residents – „Metal, Meat & Bone (The Songs of Dyin´ Dog)“

• Clipping. – „Visions of Bodies being Burned“

• Rob Mazurek / Exploding Star Orchestra  – „Dimensional Stardust“

Marcello:

• Stephen J. Malkmus – „Traditional Techniques“

• Gill Scott Heron, Makaya McCrawen – „We’re new Again“

• Pete LaRoca – „Basra“

• Marc Ribot’s Ceramic Dogs – „YRU still here?“

• Bob Dylan- „Rough and Rowdy Days“

• All Them Witches – „Nothing Is The Ideal“

• Tony Allen, Huge Masekela – „Rejoice „

• Kenny Dorham – „Trompeta Toccata“

• Joe Henderson – The State Of The Tenor (Live At The Village Vanguard Volume 1)

• George Duke – „Feel“

Jürgen:

• Tony Joe White – „…Continued“

• Justin Townes Earle – „Saint Of Lost Causes“

• Mary Lou Williams – „Zoning“

• Jeff Parker – „The New Breed“

• Dope Lemon – „Smooth Big Cat“

• Laurie Anderson & Kronos Quartet – „Landfall“

• Emma Jean Thackray – alles (es waren 4 EP’s)

• Matthew Halsall – „On The Go“

• Oneness Of Juju – „Chapter tTo: Nia“

Friedel:

• Ben LaMar Gay – „Downtown Castles Can Never Block The Sun

• The Jaded Hearts Club – „You’ve Always Been Here“

• Shit And Shine – „54 Synth-Brass, 38 Metal Guitar, 65 Cathedral“

• Sessions – „Desert Sessions Vol.11 und 12…“

• The Flaming Lips – „Oczy Mlody“

• Shabaka Hutchings – „We Are Send Here By History“

• Holy Serpent – „Endless“

• Sun Ra Arkestra – „Swirling“

• The Strokes – „The New Abnormal“

• Yo La Tengo – „There’s A Riot Going On“

Michael S.:

• Curved Air – LIVE

• The Ulimate Tribute to Led Zeppelin

• The Bevis Frond – „Ear Son

• Tool – „Fear Inoculum“

• Reigenwolf – „Hear Me Cut“

• Hoelin Rain – „The Alligator Bride“

• Lushes – „What Am I Doing“


• Lushes – „Service Industr“y

• The Nels Cline Singers – „Macroscope“

Patricia Barber – „Modern Cool“

• The Nels Cline Singers – „Share The Wealth“


Von Rene:

• Nick Cave – Idiot Prayer (Alone at Alexandra Palace)

• Swans – Leaving Meaning

• Einstürzende Neubauten – Alles in Allem

• Voodoo Jürgens – „´S Kane Glücksspiel“

• Tindersticks – „No Treasure But Hope“

• Sorry3000 – „Warum Overthinking Dich Zerstört“

• Protomartyr – Ultimate Success Today

• The Fall – The Real New Fall LP Formerly ‚Country On The Click‘

• Idles – „Ultra Mono“

• Freakmono – „Monofreak“


Hier die von Frank F.:

• Keaton Henson – „Monument“

• Jeff Rosenstock – „No Dream“

• Lomelda – „Hannah“

• Fynn Kliemann – „Pop“

• Waxahatchee – „St.Cloud“

• Coogans Bluff – „Metronopolos“

• Pinegrove – „Marigold“

• Standards – „Fruit Island“

• Smile and Burn – „Morgen Anders“

• Frances Quinlan-LIKEWISE

… und DEE DEE:

• Lucindia Williams – „Good Souls Better Engels“

• Tom Petty  – „Wildflowers & All The Rest“

• Paul McCartney – „McCartney III“

• Bob Dylan – „Rough and Rowdy Ways“

• Rufus Wainwright – „Unfollow The Rules“

• Modest Mouse – „The Moon & Antartica“

• Counting Crows – „Underwater Sunshine (Or What We Did ….)“

• Baxter Dury – „The Nigt Chancers“

• Sandy Dillon – „Electric Chair“

• Nanci Griffith – one fair summer evening

von Hardy H.:

• The Destillers – „Hellcat“

• Eagles Of Death Metal – „The Best Songs We Never Wrote…. „

• Neil Young & Cazy Horse – „Return to Greendale“

• Slaves – „Are You Satisfield ?“

• Greta von Fleet – „Anthem of the Peaceful Army“

• Arthur Russell – „Master Mix Red Hot“

• Rory Gallagher – Check Shirt Wizzard Live in 77

• Chon – „Chon“

• Stevie Nicks – „Live in Concert, The 24 Karat Gold Tour“

• King Krule – Man Alive!

Der Karl sandte mir folgende Favorieten zu:

The War On Drugs – „Live Drugs

The Dream Syndicate – „The Universe Inside

The Teskey Brothers – „Half Mile Harvest

Walter Trout – „Ordinary Madness“

The Allman Betts Band – „Bless Your Heart

Savoy Brown – Ain’t Done Yet

My Morning Jacket – „The Waterfall II“

The Teskey Brothers – „Live At The Forum

The White Buffalo – „On The Widow’s Walk

Nick Cave And The Bad Seeds – Ghosteen

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Meine neu gekauften Vinyls von 2016 – 2021

Die zehn besten Platteneinkäufe der Anderen – 2019

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Die zehn besten Platteneinkäufe der Anderen – 2017

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GroKo 2017 = Volkskammer 2.0?

 

Steuert die Große Koalition auf eine Volkskammer 2.0 zu? Ähnlichkeiten und Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen.

Hier einige Beispiele:

Die DDR-Volkskammer von 1950 verhieß das Paradies auf Erden. Selbstverständlich zum Wohle der Bürger und des Landes unter strenger Zurückstellung eigener Macht- und Postengelüste.

Parallele: Der GroKo-Vertrag zwischen CDU, CSU und SPD nimmt verbale Anleihen und verspricht eine Zukunft „in Frieden, Sicherheit und Wohlstand“. Unter Hinweis auf das (verheerende) Wahlergebnis von September 2017 wollen die Koalitionäre die „entsprechenden Schlüsse“ ziehen. Warum dann keine Neuwahlen, was inzwischen naheliegend wäre?

*

Die DDR-Volkskammer von 1950 gab sich als demokratisch aus. 500 Abgeordnete, neun Parteien. Das Sagen hatte im Pseudo-Mehrparteiensystem aber ausschließlich die SED samt ihren staatstragenden Helferparteien.

Parallele: Im Bundestag hebeln die Wahlverlierer von Union und SPD schonungslos mit „Weiter so“ die guten Absichten der Grundgesetzväter aus. Die kleinen Parteien haben nichts zu melden, wenns drauf ankommt. Kanzlerin Merkel entschied im September 2015 selbstherrlich die Öffnung der Grenzen für über zwei Millionen Migranten, ohne das Parlament zu fragen. Das Parlament wird zum bestätigenden Gremium degradiert.

*

Die Volkskammerwahlen lieferten regelmäßig Zustimmungs-Ergebnisse zwischen 99 und 100 Prozent. Einstimmig verliefen die Wahlen der SED-Spitzengenossen in Spitzenämter.

schulzulbricht

Parallele: Der emeritierte SPD-Parteichef Schulz wurde im März 2017 mit 100 Prozent aufs Kanzler-Schild nominiert. Wahlergebnisse von 100 Prozent bekam 2015 auch Berlins derzeitiger Bürgermeister Michael Müller (SPD). „So absolut räumte zuletzt nur DDR-Chef Erich Honecker bei stramm durchorganisierten internen SED-Wahlen ab“, ätzte ein Boulevardblatt. Auch die CDU nähert sich zunehmend der 100-Prozentmarke, vor allem durch Applaus: 2005 bekam Merkel 13 Minuten stehende Ovationen. Spötter sagen, dass nur Nordkoreas Kim Jong-un noch besser abschnitt: der soll 105 Prozent Zustimmung bekommen haben.
Wie sehr unsere ewige Regentin ihr Heimatland DDR verinnerlichte, zeigte  schon das „begehbaren Wahlprogramm“ , welches zur Bundestagswahl 2017 von der CDU Auf dem Pariser Platz in Berlin aufgestellt wurde. Auf allen zehn Seiten Bilder der Kanzlerin, insgesamt 42 (in Worten: zweiundvierzig!!). Als zu DDR-Zeiten anlässlich eines Messebesuchs von Erich Honecker einmal 26 Fotos vom Partei- und Staatschef in einer Ausgabe des „Neuen Deutschland“ gedruckt wurden, war das selbst den strammsten Genossen peinlich und sie protestierten.

*

Täglich Brot der Volkskammer und der parteitragenden Institutionen wie dem ZK der SED waren Postengeschacher im kleinen Kreis und hinter verschlossenen Türen.

Parallele: Sigmar Gabriel (SPD) verzichtete aufs Kanzleramt und bekam von Schulz privatim das Versprechen auf den Posten des Außenministers. Martin Schulz kungelte am Parteivolk vorbei mit Fraktionschefin Andrea Nahles seinen Rückzug vom Parteivorsitz aus und sicherte sich gleichzeitig das AA-Amt in einer GroKo. Wortbruch, warf ihm Gabriel vor und verriet damit auch die persönliche Postenkungelei unter vier Augen.

*

Die Volkskammer samt Staatsrat und ZK sägte missliebige Spitzengenossen und politische Auslaufmodelle hinter verschlossenen Türen gnadenlos und hinterhältig ab. Walter Ulbricht, Erich Honecker zum Beispiel.

Parallele: Hinter verschlossenen Türen wurde Martin Schulz gezwungen, seinen schmachvollen Abschied vom politischen Olymp zu nehmen. Die Kondolenz der SPD-Parteioberen triefte anschließend pflichtgemäß vor „Dank und Respekt“. In der CDU traf es böse Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und Staatssekretär Jens Spahn.
Die Kanzlerin als gelernte DDR-lerin und sozialisierte FDJ-lerin hat das politische Geschäft im väterlichen Pastorenhaushalt von der Pike auf miterlebt. Sie hat derzeit die höchsten Ämter ihrer Partei und des Staates in Personalunion inne. Wir verkneifen uns an dieser Stelle Parallelen zum Abgang Erich Honeckers. Deutschlands Politik ist noch überwiegend demokratisch, aber Vieles riecht stark nach Volkskammer 2.0.

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King Krule in Berlin

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Wie kam ich zu King Krule?

Vor Jahren schleppte mein Sohn einen Stick an und ich traute meinen Ohren nicht.
Eine tolle Mugge, die ich begeistert aufnahm.
Meine bemühungen scheiterten damals, mehr über den blassen Rothaarigen aus england herauszubekommen. Die erste Platte „6 Fleet beneath the Moon“ nahezu unmöglich zu bekommen. Über einen amerikanischen Vertrieb, etwas teuerer, war sie zu bekommen. Hier in Deutschland, ja, in Europa, geradezu verschlafen.
Fast drei Jahr später steht sie im Handel –natürlich nicht für den Preis den ich damals bezahlte. Egal, ich hatte sie lnge vorher.
Das phantastische an diesen aufnahmen war, dass der damals 18jährige die Platte nahezu alleine einspielte.
Das Bürschen, an einer der renommiertesten Universität Lernende revolutionierte die Musik mit überraschenden Neuauflagen der Musiktheorie und einer Vermischung von klassischen Elementen mit der der Neuzeit.

Dann die neue Platte.

Mit musikalische Elementen aus dem provokant simplen Punk und mit bewusst unsauberem Gesang (englisch „ululations“, Geheule genannt) wird erzählt von den gleichgültigen Sinnlosigkeiten des Lebens bei den „kleinen Leuten“. Dass es sich um „performing art“, also um dargestellten Dilettantismus handelt.

Ich musste dort hin.

Es war ein lustiges Schaulaufen äußerst junger Berliner Anti-Irgendwas, die sich selbstverständlich unter gar keinen Umständen als auch nur annähernd hipsterig wahrnehmen. Was – in seinem Ausmaß – durchaus überraschend ist, ist King Krule im Kern doch eine wilde, ungezähmte Spielart des Blues – und wenn der in dieser Form weiterlebt, freut das eigentlich wiederum die Herren Papas jener jungen Spunde, die gestern den Weg ins Berliner Astra fanden.
Womit das Hauptproblem des Abends indirekt zusammenhängt. Maximal werden die Innerräumlichkeiten des Astras mit 1.500 angegeben, das heißt im eigentlichen Konzertsaal müssten es, damit die Sache halbwegs angenehm bleibt, ein paar weniger sein. Am gestrigen, ausverkauften Abend waren es nicht weniger, bei einem jungen Künstler, der selten tourt und überraschend viele Großstadtanhänger hervorlockt.

So bekam der Abend Anklänge an große, vollgeschwitzte und in allen Belangen grobschlächtige Hard-Rock-Abende, nur, dass dies die Musik von Archy Marshall und seiner fünfköpfigen Band nicht im Geringsten hergab.
Dann rotzt der rothaarige Schlacks ins Mikro, er wäre wie die ganz gewöhnlichen Leute. Mit dieser Stimme, die so klingt, als habe jemand mit einem Schlagbohrer ein Loch in den Hals gebohrt und da zwei, drei Liter flüssiges Eisen eingefüllt, klingt wie ein Bluterguss, seine Gitarre ist genauso verstimmt wie er. Er ist nicht wie die Leute, die Parasiten im Paradies, wie er an anderer Stelle über seine Londoner Mitbürger giftet.

Archy Marshall ist ein zorniger, junger Mann und sein Bühnenname King Krule beschreibt schon ganz zutreffend, was ihn aus der Masse hervorstechend lässt wie ein offenes Messer. Angeblich hat er ihn sich von „King Creole“, dem mit Anstand bestem der vielen schlechten Elvis-Filme entliehen.
Rastlos schüttelt King Krule seine losen Glieder, als könnte er es nicht erwarten, fertig zu werden. Fragt sich bloß mit was. Wahrscheinlich mit dem Leben. Gelegentliche Ansagen sind kurz und kryptisch: der nächste Song handelt vom Himmel, der übernächste vom Mond, behauptet King Krule. Das sein Himmel schief hängt und sein Mond, um einen anderen jungen Aufbegehrer zu zitieren, ein blutig Eisen ist, muss er nicht eigens erwähnen.

Von Bela Bartok über provokant-rotzigen Punk zu bewusst unsauberen Gesang. Anders kann und konnte man das Leben nicht beschreiben.

Ein aufrüttelndes, tolles Konzert.

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Was das ZDF von seinen Zuschauern hält

Das ZDF bewirbt seine Silvesterparty am Brandenburger Tor mit einem Spot, in dem die Zuschauer eingeladen werden, an einem Ratespiel teilzunehmen.
Wer die Frage: „Wo findet die größte Silvesterparty Europas statt? a) Berlin b) Kapstadt“ richtig beantwortet, dem winkt die Chance, einen fabrikneuen Skoda Kodiaq zu gewinnen.
Tolle Idee, sollte man meinen, und ein echter Beitrag zur Volksbildung.
Aber auch ein Hinweis darauf, was das ZDF von seinen Zuschauern hält.
Das Durchschnittsalter liegt bei 63 Jahren, der IQ auch.
Davon geht man offenbar in der Leitung des Hauses aus.
Sonst würde man eine andere Frage stellen, zum Beispiel: „Wofür ist Mainz weltberühmt? a) ZDF b) Handkäs mit Musik.“
Das kommt davon, wenn man seine Zuschauer systematisch verblödet.
Am Ende halten sie es für möglich, dass Berlin in Südafrika liegt und Kapstadt in Mecklenburg-Vorpommern.
Beim ZDF arbeitet man schon am nächsten Ratespiel.
Wer die Frage: „An welchem Fluß liegt Köln am Rhein?“ richtig beantwortet, darf kommenden Rosenmontag das heute journal moderieren.

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6. Umfrage

6. Umfrage

Was soll aus der SPD nur werden?

Die letzten Landtagswahlen (im Saarland sicher auch in Schleswig-Holstein und NordRheinWestfahlen, von der Bundestagswahl wollen wir hier noch nicht reden)haben es wieder mal bestätigt: Die SPD (rote Ballons) wird als Partei nicht mehr wirklich gebraucht. Aber vielleicht gibt es ja doch eine Zukunft für sie?

Vote

Daher unsere Frage an Sie, liebe SPAM-Leser…

Was würden Sie aus der Partei „SPD“ machen?

Ο        Kurbetrieb (65 plus) mit sozialem Gerechtigkeitstheater jeden Abend.

Ο       Zunächst einmal würde ich eine Abwrackprämie für jeden verlorenen Wähler   durchsetzen.

Ο       Sie müssten mehr auf Personalisierung setzen und sich in jedem Bundesland um ihren letzten namentlich bekannten Wähler scharen („Uwe Lorkowski aus Wuppertal – unser Mann!“.

Ο       Sie müssen sich nur anders verkaufen – als erste Partei, wo Politiker und Wahlvolk identisch sind.

Ο       Hey, wie wär’s, könnte man nicht aus den Resten etwas total Freshes, Innovatives machen, z.B. eine Partei mit sozialem Bewusstsein?

Ο      Sie sollten sich endlich wieder auf linke Werte besinnen und die nächste Parteispaltung in Angriff nehmen. Also, so lange es da noch was zu spalten gibt.

 

Und Bitte!! Nur ein Kreuz!!

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1.Mai Demonstration

Im Vorfeld der angekündigten Demonstration linker Gruppen um das Mai-Fest in Berlin-Kreuzberg, wo es alljährlich zu schweren Ausschreitungen kommt, ändert die Polizei ihre Vorgehensweise.

Die Berliner Polizei ersetzt ab Mai alle Tränengas- und Pfefferspray-Vorräte mit Pollen und Gräsern aus heimischer Produktion, die sind billiger, effektiver und natürlich abbaubar.

„Etwa neun von zehn Berliner leiden unter Heuschnupfen. Demonstranten mit Pollen und Gräsern voll zu sprühen ist um einiges effektiver als der Einsatz von Reizgas. Zumindest haben uns Tests mit Asylanten und Fussballfans diese Vermutung bestätigt“, sagt PolizeisprecherHans-Dieter Müller.

So seien aktuell berliner Polizisten mit Netzen unterwegs, um die entsprechenden Bio-Kampfstoffe einzusammeln. Geplant seien Sprays in den Geschmacksrichtungen Haselnuss, Esche und Birke. „Sie sorgen bis zu 14 Stunden für rote Augen, Juckreiz und Rötungen,  sind im Gegensatz zu Tränengas allerdings Natur pur!“

Ganze Deutschland könnte betroffen sein

Nicht alle sind von den Plänen der Polizei begeistert. Die UNO verurteilt das Vorhaben aufs Schärfste. „Pollen und Gräser setzen sich in der Kleidung fest. Sie können noch Tage nach dem Einsatz für Atemwegserkrankungen und rote Augen sorgen. Im Gegensatz zu Tränengas lassen Sie sich nicht einfach mit Wasser wegspülen. Ausserdem ist der Einsatzradius schwer zu kontrollieren. Die Pollen könnten sich im schlimmsten Fall in der ganz Deutschland verteilen“, warnt Sprecher Carlo McSenn.

Zuspruch erhält die Polizei hingegen von dem Verein der Deutschen Homöopathen. „Wir begrüssen den Schritt. Für uns tut sich da ein ganz neues Geschäftsfeld auf. Wir können Demonstranten mit Notfallglobuli-Sets ausstatten. Da die Wirkung von Globuli wissenschaftlich nicht bestätigt ist, brauchen wir auch keine rechtlichen Konsequenzen zu fürchten.“

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Glossar

Auf dieser Seite möchte ich Ihnen liebe Leser_innen (*), CisLeser (**) das Leben erleichtern und Ihnen Zugang zu einer völlig bekloppten Welt eröffnen, die durch die Genderevizierung ungeahnte Abwege in der deutschen Sprache eröffnet.

(*) Das sogenannte Gender Gag, signalisiert durch den Unterstrich, bietet Platz für Menschen, die sich außerhalb der binären Geschlechterkategorien Mann-Frau einordnen.
(**) Mit der Vorsilbe Cis werden Personen bezeichnet, die sich mit ihrem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht identifizieren.

Wie irrwitzigen die neu entdeckten Beschreibungen von Menschen sein können hier in meinem GLOSSAR:

Ein Glossar ist an sich schon kritisch zu hinterfragen, weil es dabei um Definitionen geht, die Macht reproduzieren und nie vollständig und abgeschlossen sein können. Dennoch versuchen wir hier, unser momentanes Verständnis von zentralen Begriffen und Texten, die für diese Broschüre besonders wichtig sind, festzuhalten.

Ableismus, ableisiert, disableisiert:

Ableismus ist das strukturelle Diskriminierungsverhältnis, das Nicht/beHinderung bzw. Dis/Ableisierung konstruiert. Personen, die in einer Gesellschaft nicht-beHindert sind, sind ableisiert.

„Wie entsteht beHinderung? Wer macht wen beHindert? Oder anders gefragt, wer beHindert wen? Und was genau bedeutet das eigentlich: beHinderung? […] beHinderung ist kein pathologischer Zustand von Menschen, sondern ein gesellschaftlicher Prozess, in welchem Menschen an gesellschaftlicher Teilhabe beHindert werden, weil sie nicht der angenommenen Norm oder Mehrzahl entsprechen.“
Quelle: Ballaschk, Cindy; Elsner, Maria; Johann, Claudia; Weber Elisabeth ; Schmitz, Ka: machtWorte!. Berlin: JaJa-Verlag, 2012

Androgenderung, androgendern, androgegendert:

Androgenderung ist beispielsweise, wenn ich glaube, dass es Äußerungen gibt, mit denen ‚alle‘ gemeint sind. Dieses ‚alle‘ ruft aber häufig weiße männliche ableisierte Vorstellungen auf. Diese Vorstellungen re_produzieren sich so als allgemeinmenschlich, sind aber androgegendert.

„warum ist die fußballweltmeisterschaft selbstverständlich und für alle eindeutig die fußballweltmeisterschaft ableisierter ‚männer’ und die fußballweltmeisterschaft ableisierter frauen heißt ‚frauen-fußballweltmeisterschaft? wie heißt die disableisierte frauen-fußballweltmeisterschaft? gibt es sie?“
Quelle: hornscheidt, lann, 2012, S. 85
CisGenderung, CisFrau, CisMann/CisTyp, cisgegendert:

‚Ich habe meine eigene Wahrnehmung, Frau zu sein, noch nie infrage gestellt. Ich habe sie noch nie infrage stellen müssen – alle sehen und sprechen mich so an. Und das war mein ganzes Leben lang so und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es anders sein könnte. Ich fühle mich richtig damit – das ist doch einfach so.‘ Eine Person, die so denkt und handelt, nennen wir CisFrau; sie ist cisgegendert. Das ist ein Privileg, da sie in viele soziale Normen hineinpasst und diese nicht infrage stellen muss. In einer sexistischen Gesellschaft macht es einen Unterschied, CisFrau oder CisMann/Typ zu sein. Überhaupt darüber nachdenken zu können, CisFrau oder CisMann/Typ zu sein, kann selbst Ausdruck dafür sein, weiß und ableisiert zu sein – denn dann spielen andere Diskriminierungsformen eine ganz andere Rolle für Selbst- und Außenwahrnehmungen. Warum wird beispielsweise Kindern von Anfang an beigebracht, dass Mama immer frauisiert ist und bleibt und Papa immer typisiert ist und bleibt?

Empowerment, empowern:

Empowerment ist alles, was mich stark macht, anwesend macht, mich wertvoll und selbstakzeptierend macht – jenseits von und trotz der Diskriminierung, die mich bestimmt, trotz und jenseits von Gefühlen von Ohn- und Unmacht dazu. Ich höre auf, meine diskriminierte Positionierung als Ausgangslage meiner Selbstwahrnehmung und meines Seins in Welt zu nehmen. Empowerment ist auch meine Selbst_Ermächtigung und meine Zurück_Gewinnung einer Handlungsoption in gewaltvollen diskriminierenden Situationen und Lebensrealitäten. Durch Empowerment kann die eigene Stärke wieder spürbar gemacht und Verbündete gefunden werden.

Frauisierung, frauisiert, Frauisierte:

Die Be_Nennung ‚frauisiert’ ersetzt die konventionalisierte Be_Nennung ‚Frau‘. Durch das Wort ‚frauisiert‘ wird der diskursive, prozessuale Herstellungscharakter dieser sozialen Positionierung deutlicher: Keine Person ist einfach so ‚Frau‘, sondern wird frauisiert und_oder frauisiert sich selbst. Die Be_Nennung ‚typisiert’ ersetzt analog dazu die konventionalisierte Be_Nennung ‚Mann‘.

Geschlecht, Gender, Genderung:

„Die anmaßende Idee, alle könnten einem, und nur einem Geschlecht zugeteilt werden, ist an Irrsinn nicht zu überbieten! Die Annahme, es gäbe nur zwei Geschlechter, ist absurd und aberwitzig zugleich. Absurd, weil dieses System keineswegs auf alle zutrifft. Absurd auch, weil jede Abweichung immer nur als Ausnahme und folglich als Bestätigung des Systems gelesen wird. Aberwitzig und absurd ist, dass dieses blödsinnige System als so selbstverständlich gilt, dass wir Unmengen an Energie darauf verschwenden, es aufrecht zu erhalten! Wir fordern: Stellen Sie diesen offensichtlichen Unfug ab! Stellen Sie diese empörende Energieverschwendung ab! Verabschieden Sie sich von diesem wahnwitzigen System, das vielen schadet und keinem nützt!“
Quelle:Roßhart, Julia; Jacke, Katharina; Huber, Jamie; Kämpf, Katrin, 2009, S. 2

Der Begriff ‚Geschlecht’ wird als weiße ableisierte Vorstellung verhandelt, durch die Personen biologisierend als ‚meiblich‘ und ‚wännlich‘ differenziert und dadurch sozial positioniert werden. Mit ‚Gender’ wird die Konstruktion von Geschlecht als Analysekategorie fokussiert und dadurch auch de_konstruierbar gemacht. Genderung ist der Prozess der Vergeschlechtlichung, d.h. durch Genderung werden Personen über Geschlecht wahrgenommen, definiert und zugerichtet.

Heteronormativität und Heteragenderung:

Heteronormativität ist die weiße ableisierte Normsetzung von zweigeschlechtlichen Paarbeziehungen und als solche auch rechtlich abgesichert und legitimiert. Heteronormativität normalisiert vornehmlich weiße ableisierte entnannte Zweigeschlechtlichkeit und heterozweigegenderte Paarbeziehungen. HeteraGenderung ist die HeteraGendernorm(alis)ierung und damit eine Realisierung von Sexismus bzw. Genderismus. Durch weiße ableisierte queere Politiken wird Heteronormativität häufig absolut gesetzt und auf diese Weise Rassismus und auch Ableismus – als wichtiger Bestandteil einer Vorstellung von Heteronormativität – entnannt.

Inter*:

“Inter* ist ein Sammelbegriff für Personen, die nicht in die (herkömmlichen) gesellschaftlichen Definitionen von „weiblich“ oder „männlich“ zu passen scheinen. Bei Inter* geht es besonders um unterschiedlichste Bedingungen, in denen die reproduktive oder geschlechtliche Anatomie, mit der eine Person geboren wird, nicht zuordnenbar scheint nach HERRschenden Maßstäben. Gesellschaftlich werden Geschlechterkategorien häufig in „männlich“, „weiblich“ und manchmal „inter*“ unterteilt, um soziale Interaktionen zu vereinfachen; auszudrücken, was wir wissen und fühlen oder um Ordnung aufrechtzuerhalten. Es entscheidet also nicht die Natur, wo die Kategorie „männlich“ endet und die Kategorie „inter*“ beginnt, oder wo die Kategorie „inter*“ endet und die Kategorie „weiblich“ beginnt. Menschen entscheiden das. “
Quelle: gekürzte und leicht veränderte Definition nach http:// www.isna.org/faq/what_is_intersex; 29.01.2015)

Interdependenz und Intersektionalität:

„diskriminierungen sind immer komplex und mehrschichtig. es gibt keine einfachen, monolithischen diskriminierungen, die dann addiert werden können. […] es gibt also beispielsweise keine genderistische diskriminierung, die nicht auch rassistisch_ableistisch durchzogen und konstituiert ist, die nicht auch rassismus und ableismus mit aufruft, auf die eine oder andere weise. genderismus bedeutet für Schwarze trans_x_te personen was anderes, manifestiert sich anders, wird anders eingelesen, als für PoC trans_x_te personen, anders wahrgenommen, anders zugeschrieben als für weiße trans_x_te personen. vielleicht ist genderismus/sexismus als konzept bereits rassistisch, da es eine trennbarkeit impliziert, die für Schwarze und PoC-frauisierte überhaupt nicht gegeben war und ist. […] das heißt, jede analyse von genderismus und jede politik gegen genderismus muss immer ausdifferenziert sein nach anderen, nur analytisch trennbaren, diskriminierungsformen wie rassismus und ableismus. wenn zum beispiel trans-politiken dafür kämpfen, dass eine transgenderkategorie in deutschen pässen eingeführt wird, werden auf diese weise die kämpfe der in deutschland lebenden illegalisierten trans_x_ten personen ausgeschlossen. und damit wird nicht reflektiert, dass diese politik dann gleichzeitig diskriminierend ist.“
Quelle: xart splitta e.V.: interdependenzen. Berlin 2013.
Klassismus:

Fragen, die wir uns gerade zu Klassismus stellen, sind: Was lerne ich als Standardessen kennen? Was wurde mir vorgelesen? Wurde diskutiert ‚zu Hause‘ – und gab es ein Haus, eine Wohnung, einen Ort oder bin ich auf der Flucht, im Heim, in der Psychiatrie aufgewachsen? Muss ich mir bei jedem Einkauf überlegen, ob ich die Packung Kekse mitnehmen kann? Habe ich überhaupt Geld oder Einkaufs‚gut‘scheine zum Einkaufen – oder muss ich sowieso Geschäfte meiden als öffentliche Orte mit chemikalischen, elektromagnetischen Belastungen, zu vielen Menschen oder weil ich vielleicht auffallen und kontrolliert werden könnte? Oder weil ich gar nicht hinkomme? Gibt es sowas wie ‚Urlaub‘, allein schon als Vorstellung für mein Leben? Ist Reisen mit Grenzübertritt und Gefahr und Bedrohung oder mit Erholung oder mit Flucht oder mit noch was anderem verbunden? Mit wessen Wasser werden mein Pool und meine Klospülung im Urlaub gefüllt? Wie und wo kaufe ich meine Kleidung oder wo und wie bekomme ich sie sonst her? Und wenn ich sie in Billigläden kaufen ‚muss‘, weil ich mir nichts anderes leisten kann oder will, welche Personen leben wie oder gar nicht dadurch, dass ich diese Jeans billig oder teurer kaufen kann? Werden meine kranken Eltern durch mich (auch, wenn ich sexualisierte Gewalt von da mitbekommen habe – aber es so klar ist, dass ich ja für meine Eltern zuständig bin) oder durch eine Person ohne Aufenthaltstitel gepflegt (weil ich mir ja ‚nichts anderes leisten kann‘ und dieser Staat das tatsächlich nur so ermöglicht). Oder sind meine Eltern schon lange an den Chemikalien gestorben, mit denen sie während ihrer Arbeit auf den Plantagen die Bananen und Nelken für westliche Märkte besprühen mussten?

Macht- und Statusverhältnisse:

Machtverhältnisse sind strukturelle Diskriminierungs- und Privilegierungsverhältnisse. Macht ist nicht unbedingt repressiv und eindeutig, ist nicht nur an einer individuellen Position festmachbar, sondern prägt jede gesellschaftliche Situation als Machtverhältnis. Machtverhältnisse begünstigen privilegierte Personen(gruppen), die z.B. an der Universität in und durch Statusverhältnisse institutionalisiert werden können.

Migratismus, migratisiert:

Migratismus ist das Machtverhältnis, das Migration und Migra_ntinnen als nicht dazugehörig zu Deutschland/Westeuropa auf einer ideellen, rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Ebene herstellt bzw. sie als negativ anders herstellt. Migratisierung ist auch eine zentrale Umsetzung von Rassismus in der Gesellschaft. D.h. weiße Personen können auch migratisiert sein, sind aber damit nicht rassistisch diskriminiert. Weiße Rumäninnen können migratisiert sein in Deutschland, wohingegen weiße Schwedinnen in Deutschland nicht migratisiert sind, sondern einfach nur weiß privilegiert.

People of Color, Person of Color, PoC:

„Der Begriff ‚People of Color’ ist ein Bündnisbegriff, der Verbindungslinien zwischen Menschen herstellt, die Rassismuserfahrungen machen. Auf solidarische Weise soll dem rassistischen weißen Herrschaftssystem entgegengetreten werden, ohne Differenzen untereinander zu homogenisieren. Im deutschen Kontext gibt es mit der Anwendung einige Schwierigkeiten, er ist englisch und wird in einer bestimmten (überwiegend akademischen) Szene genutzt.“
Quelle: FemoCo2013: People of Color – ein politischer Bündnisbegriff oder auferzwungene Selbstbezeichnung? Berlin 2013;

Das bedeutet u.a. auch, immer konkret die Selbstbenennungen Diskriminierter zu respektieren und zu verwenden. Für Personen, die sich mit Selbstbenennungen noch nicht oder wenig auseinandergesetzt haben und Widerwillen spüren oder irritiert sind, ist zu überlegen, aus welchen Gründen sie die Selbstbezeichnungen Diskriminierter nicht verwenden und respektieren wollen und welche Vorstellungen somit wieder normalisiert und reproduziert werden.

Privilegierung:

Ich bin durch verschiedene Diskriminierungsverhältnisse gleichzeitig privilegiert, da ich z.B. nicht weiß, wie es sich anfühlt, aufgrund rassistischer Zuschreibungen diskriminiert zu werden; da ich nicht weiß, wie es ist, mit dem Rolli durch Berlin unterwegs zu sein – oder eben nur teilweise oder sehr eingeschränkt; da ich nicht weiß, wie es ist, als Kind nicht satt zu werden; da ich nicht weiß, wie das Gefühl ist, nicht verstanden zu werden, weil meine Sprache nicht gesprochen wird oder alle Lautsprache als selbstverständlich setzen; da ich nicht weiß, wie es ist, keinen EU-Pass zu haben und vor jeder Kontrolle Panik zu haben. Ich bin an vielen Punkten privilegiert, an anderen nicht. Zum Beispiel weiß ich, wie ich mich fühle, wenn ich in der Supermarktschlange als Freak beschimpft werde. Ich weiß, was es mit mir macht, aus dem ‚Frauen‘klo geschickt zu werden. Ich weiß, warum ich keine Lust auf Therme oder Hallenbad habe. Die eigenen Privilegierungen zu hinterfragen, zu be_nennen, mitzu_denken, bringt mich an Punkte bei mir selbst, aber auch an Punkte, wie ich handeln möchte, agieren möchte, anerkennen und auch stehen lassen können möchte, wenn ich nicht verstehe, was Diskriminierung bedeutet und anrichtet.

Rassismus, Rassismen:

“Rassismus ist die systematische Herstellung von white supremacy”
Quelle: Sharon Dodua Otoo; Präsentation Moviemento. Berlin 13. Juli 2013

Momentan wirkkräftige Formen von Rassismus im deutschen Kontext sind z.B. Kolonialrassismus, Antiromaismus, Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus.

Sexismus und Genderismus:

Sexismus ist der ‚traditionelle‘ Begriff, um strukturelle Diskriminierung über Genderung zu bezeichnen. Genderismus ist ein weiter ausdifferenzierter Begriff, der über ein herkömmliches Verständnis von Sexismus hinausgeht. Genderismus ist die strukturelle Diskriminierungsform, die Gender/Geschlecht als Kategorisierung schafft und über diese Kategorisierung Diskriminierungen, Hierarchisierungen, Bewertungen und Gewalt herstellt und re_produziert. Genderismus basiert auf unterschiedlichen genderistischen Realisierungsformen wie u.a. Androgenderung, Zweigenderung, Reprogenderung, Heteragenderung, Cisgenderung und Kategorialgenderung. Genderismus schafft Gender als Kategorie. Genderismus als Begriff macht die Bezugnahme auf alle diese zuvor genannten Realisierungsformen explizit und zum Ausgangspunkt und geht damit über herkömmliche Formen von Sexismus hinaus, die besonders Androgenderung zum Ziel haben.

Schwarz:

„Die Großschreibung von Schwarz verweist auf die Strategie der Selbstermächtigung und zeigt das symbolische Kapital des Widerstandes gegen Rassismus an, welches rassistisch markierte Menschen und Kollektive sich gemeinsam erkämpft haben.“
Quelle: Piesche, Peggy: Gegen das Schweigen: diasporische Vernetzungen Schwarzer Frauen in transnationalen Begegnungen. In: Peggy Piesche (Hrsg.): Euer Schweigen schützt euch nicht: Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland. Berlin: Orlanda, 2012, S. 7.

Über die Schwarze Position wird die Analysekategorie weiß hergestellt. Sie sind absolut asymmetrisch zu lesen.

Soziale Positionierung und kritische Verortung:

Soziale Positionierung ist die Herstellung einer Kategorisierung auf der Grundlage struktureller Diskriminierungen: beispielsweise Schwarze Personen, PoC, Musli_minnen, Rroma, Jüdi_nnen durch jeweils (?) spezifische Realisierungsformen von Rassismus, Frauen, Inter*, Trans* durch spezifische Realisierungsformen von Sexismus/Genderismus, BeHinderte durch spezifische Realisierungsformen von Ableismus. Wenn ich mich damit kritisch und reflektierend beschäftige und daraus politische Handlungen ableite, handele ich kritisch verortet zu diesen Diskriminierungen. Ob ich privilegiert oder diskriminiert bin im Verhältnis zu diesen Diskriminierungsstrukturen, spielt dabei eine wichtige Rolle für meine Handlungen und meine Verortungen. So sind Personen, die durch Rassismus diskriminiert sind und dagegen kämpfen, anti-rassistisch kritisch verortet. Personen, die durch Rassismus privilegiert sind, sind in ihrem Handeln dagegen contra_rassistisch verortet. Die → kritische Verortung ist keine Identität, sondern ein Selbstanspruch, die ich mir immer nur für konkrete Handlungen immer wieder neu überlegen und umsetzen kann. Ich bin also nicht Contra_Rassistx als weiße Person, sondern eine konkrete Handlung von mir kann contra_rassistisch bzw. so gedacht und gemeint sein, dann aber in der Wirkung potentiell auch rassistisch sein, daher der Unterstrich. → Soziale Positionierung ist also eine analytische Kategorisierung, kritische Verortung ist eine konkrete politische Handlung.

Strukturelle Diskriminierung, strukturelle Ausschlüsse, strukturelle Ungleichheitsverhältnisse:

Im nachfolgenden Zitat wird Rassismus als Ausgangspunkt für strukturelle Ausschlüsse und Diskriminierungen genommen; nehme ich andere Diskriminierungsverhältnisse zum Ausgangspunkt, kommen andere Formen von Ausschluss und Diskriminierung zum Tragen, die ebenfalls systemisch und kognitiv verankert sind:

“The conventional distinction between individual and institutional racism, finally, is problematic, since racism is by definition the expression or activation of group power. Racism, then, is both individual and systemic, interwoven into the fabric both of the psyche and of the social system, at once grindingly quotidian and maddeningly abstract. It is not a merely attitudinal issue, but a historically contingent institutional and discursive apparatus linked to the drastically unequal distribution of resources and opportunities, the unfair apportioning of justice, wealth, pleasure and pain. It is less an error in logic than an abuse of power, less about ‘attitudes’ than about the deferring of hopes and the destruction of lives.”
Quelle: Shohat, Ella; Stam, Robert, 1994, S. 23.)

Trans*/Trans_en/Trans_x_en:

Trans* ist ein politischer, d.h. kritisch ver_orteter Sammelbegriff für Personen, die in konkreten Momenten und_oder übergreifenden Lebenssituationen Eindeutigkeiten von Genderzuweisungen infrage stellen, die sich nicht in naturalisierten, zeitübergreifenden Formen von Zwangszweigenderung wiederfinden, nicht in den Gendervorstellungen, die ihnen in ihrer Sozialisation nahegelegt worden sind und die dies in unterschiedliche Handlungen umsetzen, wie Namens- und Personenstandsveränderungen, körperliche Veränderungen, Auftreten – manchmal über Zeit, manchmal in einzelnen Situationen.

Trans_en als Verb und damit als Handlungsform kann Folgendes bedeuten: „transed: if we rethink the term as the critical crossings and mobilities of previously categorically fixed territories.”
Quelle: Noble, Bobby, 2012, S. 46

Trans_x_en ist eine kritische Ver_ortung, die im Moment ihrer Handlung versucht, herkömmliche Vorstellungen von Genderungen zu durchqueren, die immer auch gegen Rassismen und Ableismen sowie Klassismen und Migratismen Stellung bezieht und auf jeden Fall immer Zweigenderung bzw. Zwangszweigenderung herausfordert und infrage stellt.

weiß:

Der Begriff weiß ist kleingeschrieben und kursiv gesetzt (bzw. in kursiv gesetzten Abschnitten nicht-kursiv geschrieben), da es sich um eine analytische Kategorisierung von über (Kolonial)Rassismus privilegierten Personen und entsprechenden sozialen Positionierungen handelt. weiß ist also in dieser Lesart keine Identitätskategorie und auch keine mögliche kritische Verortung, sondern Resultat rassismuskritischer Analyse der durch Rassismus privilegierten Positionierung und Resultat antirassistischer Politiken.

ZweiGenderung:

In und durch ZweiGenderung wird eine Unterscheidung zwischen typisierten (‚Männern‘) und frauisierten (‚Frauen‘) Positionierungen und Personengruppen hergestellt und diese Unterscheidung zugleich als selbstverständlich, natürlich, unhinterfrag- und unhintergehbar und objektiv gesetzt. ZweiGenderung basiert auf der Annahme, dass es zwei und genau zwei Gender gibt, weiblich und männlich, denen Personen, Handlungen, Eigenschaften eindeutig zugeordnet werden können und die sich in Liebes- und Lebens- sowie in Sexbeziehungen „natürlicherweise“ auf einander beziehen.

Zwangszweigendern: Alle sozialen Mechanismen, Handlungen, Wahrnehmungen und Strategien, die den Anschein erwecken, dass es nichts anderes als Zweigenderung gibt.

 

TOTAL ABGEFAHREN, DER SCHEISS !!

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