Arbeiten bis in den Tod

Rckblende 2014/ 3.Karikaturenpreis/ Thomas_Plassmann

Cartoon: Thomas Plassmann

Jetzt, wo ich 60 Jahre bin, lese ich diese Schlagzeile:

„Deutschland kurz vor der Vollbeschäftigung“

Was bedeutet das nun für mich und die meiner Generation?

Das sind doch großartige Neuigkeiten für alle Freunde des geregelten Tagwerk und sinnstiftenden Arbeitsverhältnissen!!

2014 waren durchschnittlich 42,6 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Damit ist die Bevölkerungsbeschäftigung im achten Jahr nacheinander gestiegen – auf einen Rekordwert. Der aktuelle Beschäftigungsrekord muss nicht der letzte sein: Durch geschickte Rentenpolitik lässt sich die Erwerbsneigung älterer Mitbürger erheblich erhöhen.

Das ist nicht nur trockene Bundesamtsstatistik, nein, diese Daten sind für einen nicht geringen Teil der Bürger alltäglich erlebbar.

Denn der stetig wachsende Volkswohlstand manifestiert sich gottlob nicht mehr nur in der Zahl von Drittwagen, Fernreisen, 3D Flachbildfernseher, neu angeschafften Küchen, Eigentumswohnungen und Golfplätzen. Nein, inzwischen leben immer mehr Menschen in ökonomischen Verhältnissen, die es ihnen erlauben, sogar mehrere Arbeitsplätze zu haben, etwa einen für tagsüber, einen für abends und einen fürs Wochenende.

Weil Politik und Wirtschaft im vergangenen Jahrzehnt die richtigen Anreize setzten, entstanden – ohne dass es einen Cent zusätzlich gekostet hätte – aus einer einzigen Vollzeitstelle viele frische Arbeitsplätzchen.

Der eben eingeführte maximale Mindestlohn von 8,50 EUR setzt jedoch ein falsches Signal, denn er verleitet die von ihm betroffenen Menschen zu Müßiggang und Völlerei.

Ja, das Lotterleben hält Einzug. Die Ersten sieht man schon in den Großstädten, wie sie auf Parkbänken lungern, Alkohol in rauen Mengen konsumieren, oder eine Magnum Moët & Chandon kreisen lassen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

Weit zielführender wirkt da die von Gerhard Schröder und Carsten Maschmeyer eingeleitete Umstellung des umlagefinanzierten Rentensystems auf eine renditegestützte private Altersvorsorge. Langfristig dürfte sich dadurch die Erwerbsneigung von Senioren erhöhen. Ja, sogar über 80-Jährige könnten deshalb auf den Arbeitsmarkt zurückkehren wollen.

Sollte Deutschland diesen Weg weiterhin so entschlossen beschreiten, ist es vielleicht sogar möglich, dass die Zahl der Arbeitsverhältnisse dereinst zehn Mal so hoch ist wie die der Einwohner. Noch klingt das wie ein Traum. Aber wenn alle ihren Beitrag leisten, ist es zu schaffen, dieses größte aller Jobwunder.

Cartoon: Plaßmann

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