Cindy ./. Ilka

Es begab sich zu einer Zeit, wo „Wetten, dass ….?“ noch nicht ganz auf dem absteigenden Quotenast war, aber sich redlich bemühte, die Sendung dahin zu bringen, wo sich ML an seinen Karten fest hielt und sich an seinen flachen Witze selber tot lachte. – Ach, hätte er es doch nur!
Letztlich wurde die Sendung, Gott Lob, zu Grabe getragen.
Da half es auch nicht, dass die „Tradition“, die Sendung aus Palma de Mallorca zu senden, den Verfall aufzuhalten.

So kam es, dass ein längst totes Kind weiterbeatmet wurde, in dem man diesem hohlschwätzigen Kartenhalter ML eine fähige Co.-Moderatorin an die Seite stellte, um den Tod nicht doch allgegenwertig werden zu lassen.

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Da wir schon seit Jahren die Sendung „Wetten, dass….??“ begleiteten, waren wir also auch auf Mallorca zu gegen. Wir flogen Freitag ein, übernahmen dort die Fahrzeuge und fuhren die Strecke von den Hotels zu der Stierkampfarena ab, damit wir wenigsten ein wenig die Strecken kannten, die wir dann mit den uns zugeteilten Gästen, problemlos von Anfang nach B, abfahren konnten. Leider machte ich den Fehler, mein TomTom zu Hause zu lassen, weil auch die Ansage war, dass die angemieteten Autos selbige hätten.
Hatten sie aber nicht!
Der Verleiher beantwortete die Frage, warum nicht, mit, „die würden schneller geklaut, als man das Fahrzeug verriegelte“.

Einleuchtend!

Gut, dafür haben wir in Vorfeld alle in Frage kommenden Strecken abgefahren.
Nun begab es sich, dass ich meinen Gast vom Flughafen abholen sollte und ihn zu einem Golf- Ressort bringen sollte – einem Hotel, weit draußen und von uns nicht erfahren.
Am Flughafen begab ich mich darauf hin zu einem Info-Punkt und ließ mir auf einer Touri-Karten die ungefähre Lage erklären. Wer eine solche kennt, wird wissen, dass die nicht die genaue Lage hergibt.
Gut, Palma war so schlecht als recht beschrieben, wurde aber durch die Autobahn begrenzt. Außerhalb dieses Kreises war eine grüne Fläche, in die die Tante von der Auskunft, ein Kreuz setzte: „Da ungefähr ist das gesuchte Hotel“ und gut ist.
Die Ankunft der Gäste stand unmittelbar bevor, so dass ich mich nicht weiter darum kümmern konnte.
Augen zu und durch.
Also Gäste geschnappt, zum Fahrzeug und ab. Als die Fahrgäste das Auto sahen, machte sich Gelächter breit.
Es war ein weißer T5, 9Sitzer, der allenfalls für einen Umzug taugt.
Okay, das Eis war gebrochen und ich traute mich zu erwähnen, dass ich überhaupt nicht wüsste, wie ich zu dem besagten Hotel käme. „Du machst dit schon, iss ma ooch ejal, um 18:00 Uhr iss die Jeneralprobe und bis dahin hamwa dit Hotel sicher jefunden. Da mach ich ma keene Sorjen“, war die Antwort. „Biste een Berlina, du quatscht so“ kam die Frage, „Iss ja geil, hier soweit hier zu finden. Watt machste denn hier inne Einöde?“ Ich sagte, dass hier nur den Job hätte, sie zu fahren und mich um ihr Wohlergehen zu kümmern. „Wo wohnst denn in Berlin?“
Ich antwortete und sie darauf: Iss ja geil, eene Querstraße weita hab ich mal jewohnt“. Irgendwie kamen wir auch auf mein Geburtsjahr zu sprechen und sie: „Dit wird ja imma verrügta, da habe ich ooch Jeburtstach“.
Unter dem Strich war es eine doch lustige Fahrt und, wie der Zufall so spielt, traf ich auch die richtige Ausfahrt und waren somit relativ schnell auch das Hotel.
Dort angekommen, wollte ich auch gleich wieder zurück, weil ja bis zur Abholung noch genügend Zeit war.
„Nee, nee, du bleistma gleich hier, dann musste dit hier nicht noch ma suchen. Jehste watt essen, dit ZDF zahlt ja, und setzt dir mal schön inne Sonne und tust dir entspannen.“

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Was ich auch machte.
Gegen 17:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zur Stierkampfarena.
Diesmal ging alles glatt und geschmeidig. Abend und am nächsten Tag verliefen die Fahrten wie immer: es wurde viel gelacht und über den Einen oder Anderen gespottet. Nach der Show ging es dann zur After-Show-Party.
Und wieder dasselbe Problem: wo ist die und wie komme ich dahin.
Mir wurde ein Château genannt, welches ich daran erkennen würde, dass das Rot angestrahlt würde, was man von der Stadt her sehen würde – ich sah es.
Es lag wirklich auf einem Berg und war von meinem Standpunkt gut zu sehen. Also Gäste rein und los, ohne aber nicht zu erwähnen, dass ich den Weg nicht kennen würde. „Scheiß ejal, dit findste schon, da machen wa uns keene Sorjen.“
Ich hab es gefunden.
Leider war dann mein Job so eingeteilt, dass ich meine Fahrgäste nicht mehr wieder gesehen habe.
Das sollte Jahre später bei einer Filmpremiere erst wieder passieren.
Bei einer Premiere eines neuen Films wurde mir eine Person zugeteilt, deren Klarnamen ich erst mal googlen musste.
Kurz vor der Abfahrt am Hotel bestiegen die Gäste meine S-Tonne, hielten inne und darauf die Frage: „Warst du dit nisch uff Mallorca mitten weißen Möbelwagen, der abkotzte, weil die Karre noch nicht mal Klima und een Navi hatte? Dit war die lustigste Fahrt meines Lebens!“
„Ja, dit bin ick“, gab ich zu und dachte so bei mir, dass das wohl wirklich eine eindrucksvolle Fahrt mit mir gewesen sein muss, dass man sich derer noch nach Jahren erinnern konnte.
Letztlich waren es die drei Personen von der Mallorca Fahrt.
Am Kino angekommen, blieb ich Stand by. Mitten im Film kam Einer der drei Mitfahrer und wollte zurück zum Hotel, um die Hunde zu holen, die dort warteten, um sich dann vor dem Ritz zu postieren, damit die Frau aus Marzahn diese gleich nach dem Ende des Films in die Arme zu schließen.
„Ilka ist so, wenn sie einen Berliner, egal wo auf der Welt, sieht oder hört, der wird gleich ins Herz geschlossen. Und dass sich Ilka nach Jahren daran erinnert, ist ein gutes Zeichen dafür“
So kam es dann auch: die Bühnenpräsentationen war kaum vorbei, die Zwei übrig gebliebenen Fahrgäste ins Auto, zum Ritz zu den Hunden und weg.

Man, bin ick froh, dass ick so berlinern tu!!!

Das war meine Geschichte von Cindy aus Marzahn.

Nebenbei: wenig später wurde „Wetten, dass …??“ zu Grabe getragen. ML, wir danken dir für die Unfähigkeit, dass schon lange tote Kind wiederzubeleben.

Eine Antwort zu Cindy ./. Ilka

  1. bareki schreibt:

    Macht Spaß, dit laut zu lesn!!!
    Schön jeschriebn. 🙂

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