Eine unvergessene Fahrt nach Bremen

Zartbesaitete mögen diesen Bericht nicht lesen, denn er enthält peinliche und auch „anrüchige“ Passagen!! Auch entschuldige ich mich für die drastischen Wortewahl, aber sie umschreiben eindrücklich die Situation, in der ich mich befand.

Im vorigen Jahr mussten zwei einer bekannten Band nach Bremen zu „3 nach Neun“ gebracht werden und mir wurde die Aufgabe zuteil.

Es fing damit an, dass eigentlich eine E- oder S-Klasse geplant war, aber daraus wurde ein T5 Multivan weil die Künstler in der Nacht im Studio verbrachten und somit das zur Verfügung gestellte Fahrzeug bequemer war. Wer einen T5 kennt, kennt auch die Möglichkeiten, die das Auto bietet, um wirklich bequem von A nach B gebracht zu werden. Leider hat es sich nicht bis ins Management durch gesprochen – und das Management, wenigstens ein Vertreter, fährt bei solchen Anlässen immer mit. Ich sollte also um 9 den Vertreter abholen, fuhr vor und meldete mich pflichtbewusst bei dieser Person. Mit einem „ich komme gleich“ wurde meine Ankunft quittiert.
Gegen 9:30 Uhr betrat dann diese Person die Straße und blieb wie angewurzelt stehen. Mit einem „Was ist denn das?“ wurde der T5 in Augenschein genommen. Ich konnte nur darauf verweisen, dass ich keinerlei Einfluss auf die Wahl des Fahrzeuges hätte und verwies auf das Plus an Bequemlichkeit. Ich war letztlich auch in Zeitnot, da ich den einen Musiker genau zu dieser Zeit, 9:30 Uhr, abholen sollte.
Ich jagte zur Abholung in die Nähe des Ostkreuzes und stand vor der mir angegebenen Hausnummer. Natürlich versuchte ich, an Hand des Namestablo, den Fahrgast von meiner Ankunft zu informieren – leider fand ich den Namen dort nicht.
Ich fragte Begleitperson, ob sie eine Telefonnummer von dem Gast hätte.
Das wurde verneint.
Gut, drüber wunderte ich mich doch, dass die Managerin keine Nummer hatte. Das ich keine bekomme, ist klar, weil das letztlich auch private Nummern sind.
Nun also, standen wir schon fast eine halbe Stunde hier herum und warteten und waren schon eine Stunde zu spät.
Es klingelte mein Mobiles und der Anrufer fragte unwirsch, wo ich denn bliebe. Ich sagte ihm, dass ich vor der angegebenen Hausnummer stünde und das da warten würde und dass ich keinerlei Telefonnummern hätte, um ihn zu informieren. Mir wurde gedeutet, dass ich vor der falschen Hausnummer stünde, also nicht vor der 12, sondern 28! Gut, dachte ich, verlesen – aber nein, so stand es in meiner Abholer-Liste: Hausnummer 12!! Mit der Zeit wurde es 11 Uhr, da wollte ich schon den zweiten Mann abgeholt haben und schon auf dem Weg nach Bremen.

Es kam anders!

Ob ich noch am Studio vorbei fahren könne, er müsse noch eine Gitarre holen, die er mitnehmen wolle. Gut, dachte ich liegt auf dem Weg. Das ich aber ca. eine dreiviertel Stunde davor warten durfte, war nun nicht geplant, zumal meine dritte Abholung zu 11 vor dem Haus wartet und schon etwas – zu Recht – angefressen war, konnte ich nachvollziehen. Was nun in der Zeit im Studio passierte, kann ich nicht sagen. Ich mutmaße, dass dort die Gitarre aus einem Baumstamm geschnitzt wurde, er hatte doch tatsächlich so ein Ding dabei.

Ich also nach Prenzlauer Berg, den Dritten abzuholen. Seine erste Frage war, ob ich ein Ladegerät für eines dieser unverzichtbaren Apple-Geräte hätte, was ich verneinte. Es Folge eine dieser unsinnigen Diskussionen, warum ich nun das gerade nicht hätte. Was hätte ich entgegnen können? Dass ich ein Telefon hätte, wo jedes Ladegerät passen würde? Das wäre unsinnig und hätte die Abhängigkeit und das absolut Besondere dieser Apple-Produkte nur unterstrichen: den nur die Apple-Dazugehörigen, ein scheinbar elitärer Kreis, enden an einem schnöden Ladegerät. Das ist wohl dann das exklusive und einzigartige dieser Produkte. Letztlich: kein Ladegerät, kein funktionierendes Handy. Meins geht und ich kann mein aufladen – das ist eben der schnöde Unterschied.

Jetzt also, ab nach Bremen. Es war kurz nach 12:30 Uhr als ich mich auf den Weg machte. Wer freitags diese Strecke fährt, weiß wovon ich spreche. Ich sollte um 16:30 an Studio in Bremen sein, schaffte die Strecke bis 16:45. Bitte nicht fragen, wie. Das würde meine Fahrerlaubnis in Frage stellen.

Ab jetzt hieß es abhängen. Und wer schon einmal in Bremen war, wird wissen, dass man dort nicht tot über den Zaun hängen will.
Die Aufzeichnung dieser Sendung begann um 18 Uhr und ist um 21 Uhr beendet. Dann etwas Feinschliff und ab drei nach Neun auf Sendung.
Ich positionierte mich zum Termin am Studio Eingang um sogleich meine drei Gäste aufzupicken und wieder nach Berlin zu fahren.
Weit gefehlt!
Gegen 22 Uhr bekam ich dann den Anruf, dass es gleich los gehen würde. Es wurde 23 Uhr.
Letztlich fuhren wir kurz vor 24 Uhr los, nicht ohne nochmal an einer Tanke zu halten. Dort wurde sich mit Alkoholika eingedeckt. Jeder der zwei Musiker mit je vier Sixpacks, zwei Flaschen Sekt und Whiskey-Mischungen in Büchsen. In Anbetracht der Situation, fragte ich den Tankwart nach zwei Mülltüten, in die ich meine Fahrgäste bat, die leeren Flaschen hineinzutun, so dass sie nicht im Fahrgast Raum herum kullern mögen. „Wir sind doch nicht die Reinigungskräfte“ und ich solle mich, als Fahrer selber darum kümmern, schließlich hätten sie mich doch gebucht, war die Antwort. Man hätte es runter schlucken können und Gleichmut zeigen können. Aber es staute sich auf. Die Mengen an Bier hatten nicht nur zu Folge, dass meine Fahrgäste immer voller, sondern immer Anmaßender wurden. Keine direkten Ansprachen, aber immer wieder der Spruch, was ich mir den einbilden würde, sie würden mich doch bezahlen.

Halt war an jeder Raststätte auf dem Weg nach Berlin. Die häufigen Stopps – nicht nur sie wurden immer voller, natürlich verlangte die Natur ihren Tribut – nutzte ich, wenigstens etwas sauber zu machen und die leeren Flaschen einzusammeln. Ach bin dadurch jetzt in der Lage, alle Raststellen zwischen Bremen und Berlin zu benennen. Und wir hielten wirklich an jeder! Die Stopps diente letztlich nicht nur, um die Blase zu entleeren, nein, er dient auch zum Auffüllen der Reserven. Um die Menge der ausgesoffen Flaschen und Büchsen zu verdeutlichen: zu Hause angekommen, war ein 120l Müllsack bis oben hin gefüllt!!

Es liegt in der Natur der Dinge, dass alles was oben eingefüllt wird, irgendwann auch unten wieder raus muss.

Also fing es dann auch an zu drücken. Kurz vor Kreuz Michendorf (ca. 10km davor) wurde anscheinend der Druck so groß, dass ich in einer zweispurigen Baustelle aufgefordert wurde, umgehend zu halten, so dass man austreten könne.

Mit Hinweis auf die Baustelle, in der wir uns befanden und die in nicht allzu weiter Ferne befindendlichen Raststätte, weigerte ich mich, innerhalb des Baustellenbereichs zu halten und somit mich selbst und meine Fahrgäste in Gefahr zu bringen, auch eine Fahrbahn blockierend, weigerte ich mich. Auch wollte ich nicht durch eine solche irrsinnige Aktion meinen Führerschein verlieren. Vielleicht hat der Suff die Sinne vernebelt, vielleicht sind die schon von eh und je jenseits von Gut und Böse, vielleicht denken sie wirklich, sie seien etwas ganz, ganz Großes, nur weil sie ein, zwei CDs auf dem Markt haben, bei irgendeiner Casting Show auf dicke Hose machten und sonst auf einer Welle schwammen. Und wieder wurde ich auf primitive Art und auf übelste Weise beschimpft. Schließlich würde man mich bezahlen, also müsste ich … Blabla.
Kurz hinter der Baustelle, ca. 3km vom Rastplatz Michendorf entfernt, wurde ich genötigt („sonst pissen wir dir ins Auto“) auf einen dieser Parkplätze zu halten. Jeder weiß, dass man solche Plätze, und gerade auch bei Nacht, vermeidet, weil hier nicht nur die flüssige Notdurft verrichtet wird, nein, hier wird auch mitten auf der Grünfläche, ich sag mal so, geschissen. Ich halte also an, wollte noch sagen, dass man doch lieber gleich vom Straßenrand aus uriniert werden sollte, als die völlig Besoffenen auf die Fläche rannten um, des Mannes eigen, an einen der dort stehenden Bäume zu pissen. Leider übersah man die Mengen von fester Notdurft, mit dem Erfolg, dass Beide mit beiden Beine in die dort liegende Menschenscheiße traten.

Wer jemals in Hundekot getreten ist, weiß ungefähr, wo von ich schreibe. Nur Menschenscheiße ist tausendmal schlimmer. Und was jetzt folgte, ist an Respektlosigkeit und Verachtung kaum zu übertreffen.

Zurück im Fahrzeug angekommen, verbreitete sich sofort dieser wirklich üble Gestank, der selbst die versoffen Nasen erreichte. Statt nun wieder auszusteigen und sich die Kacke von den Schuhen zu streifen, wurden einfach nur primitive Witze gemacht. „Das ist ja ein Scheißtag“ Haha! „Oh, in die Scheiße getreten!“ Hahaha!! usw.

Höflich fragte ich, um auch dem Chaos zu entgegnen, ob es nicht besser und angebracht wäre, die Schuhe auszuziehen und in die noch verbleibende Mülltüten zu legen, so dass nicht noch mehr im Fahrzeug geschmiert wird.
Wieder die alte Attitüde: “ Wir bezahlen dich, ….“, „Du bist nur der Fahrer“, „Du weißt wohl nicht, wer wir sind“, … Irgendwann ist es dann auch mein er Toleranz vorbei, solcherlei Respektlosigkeit, sogar Beleidigungen, muss man sich nicht bieten lassen.
Jetzt war eine Grenze überschritten.
Ich fuhr auf den Rastplatz Michendorf um meiner Forderung Nachdruck zu verleihen und sie nochmalige aufzufordern, ihre verdreckten Schuhe auszuziehen und in die Mülltüten zu packen. Es stank im Auto bestialisch und Boden, Sitzpolster waren schon mit Exkremente verschmiert. Unsinnige Diskussionen folgten. Und wieder der Verweis auf, man ahnt es, „WIR bezahlen dich …“ Meine Geduld war am Ende und ultimativ stellte ich sie vor die Wahl, entweder, sie ziehen die Botten aus, oder ich schmeißt sie hier raus und fahr alleine weiter nach Berlin. Das das jetzt kein Spaß mehr war und ich das durchziehen würde, wurde Ihnen wohl klar, denn als ich meine Wutzigarette aufgeraucht hatte, waren die Schuhe aus, in der Tüte und die bis dato Sufflaunigkeit wich betroffenem Schweigen. Die dritte Person, vom Management, war von den zwei Flaschen Sekt und Dosen-Whiskey so sediert, das bis Berlin durch geschlafen wurde. Zwei Personen lieferte ich ohne weitere Probleme zu Hause ab. Der Letzte, der im Prenzlauer Berg wohnt, schlug beim Aussteigen vor seinem Haus erst mal hin, weil irgendwie der versoffe Kopp schneller war, als die dünnen Beinchen.
Es war wirklich ein lächerliches Bild, was einem hier geboten wurde.
Nachdem er sich wieder aufrappelt hatte, nestelte er an seiner Tasche herum und holte eine CD heraus, die er mir, eine Entschuldigung stammelnd, zu schenken versuchte.
Tut mir leid, aber ich kann mit dieser Art Musik bei Leibe nichts anfangen. Country Mugge ist so mein Ding nicht. 10, 20 Euro wären mir willkommender gewesen -ehrlich!!
Aber ich war froh, dass ich dieses versoffene Pack – anders will und kann ich diese Personen nicht betitelt – los war.
Zu Hause angekommen, es war mittlerweile 5:30 Uhr, besah ich mir den Schaden. In jeder Ritze, auf den Textilboden, die Sitzfüße, die Verkleidung, die Sitzfläche – alles voll SCHEISSE! Ich musste mich kümmern, da ich das Fahrzeug um 11 übergeben musste, weil damit Elton John und Crew nach Magdeburg gebracht werden sollte (das ist eine andere Geschichte, die unter dem Namen „Der Rasenmäher“ firmiert und ausnahmsweise lustig ist), also ging ich rauf, holt Krepppapier und Fenstspray., legte Boden und die anderen stark verschmutzte Flächen damit aus, sprühte es ein, ließ es wirken und putze zwei Stunden an diesem Auto herum.

Ich habe wirklich schon Sachen erlebt in meinem Leben, aber das war wirklich das beschissenste, was ich je erleben durfte – im wahrsten Sinne des Wortes.

Gut, man könnte noch von anderen „Auftritten“ der Personen berichten, von abzuholenden Briefumschlägen u.v.m. das würde aber den Rahmen sprengen und diesen Zweien nur ein unverdientes Forum geben.

Letztlich sind und bleiben diese Menschen bedeutungslos, auch wenn die Medienwelt sie derzeit an die Oberfläche spülte.

Nachtrag:
Zu den anderen fünf, sechs Mitgliedern der Band kann man so viel sagen, dass sie sozialisiert sind, verhalten saufen und dabei den nötigen Respekt vor anderen Menschen nie vermissen lassen.

Eine Antwort zu Eine unvergessene Fahrt nach Bremen

  1. Mike Hammer schreibt:

    Das liest sich hier ja erschreckend )-:
    Der geneigte Leser wünscht sich natürlich Namen :-), die man aus verständlichen Gründen nicht preisgibt.
    Ja, in der Show Welt der angeblichen Promis sieht es hinter dem Vorhang manchmal so richtig Sch***e aus. Und all die ganzen Klatschblätter die es umsonst und zu kaufen gibt, inclusive der Hofbericht Bestatter TV Sender inclusive der öffentlich geförderten Staatssender sind größtenteils einfach nur eine Lüge. Sie dienen nur dazu, den jeweiligen Promifaktor bei einer Hofberichterstattung zu erhöhen.
    Alles muss immer glänzen, damit der Zuschauer der dafür auch noch seine Rundfunkgebühren hergeben muss diesen perfektionierten Mist auch wirklich nur glaubt.
    Auf amazon schaue ich mir gerade die Staffel von Bastian Pastewka an .
    Urkomisch. Obwohl er selbst Teil des Systems ist, gibt es herrlich fiktive Einblicke in der Welt des glamourösen Showbiz, an dem sich sonst keiner heran wagt. Wer nicht Teil des Systems ist fliegt unweigerlich aus dieser widerlichen Scheinwelt hinaus.
    In der Vergangenheit gab es ja einige Beispiele dafür.
    Von dem der Zuschauer zu Hause vor der ein Meter fuffzich Glotze nichts mitbekommen darf.
    Dazu gehören für mich ebenso diese ganzen Talkshows von Meinungsmache gegenüber dem sog. Bildungssystem. Egal ob sie Maischberger, Plasberg, Lanz und alle anderen, heißen.
    Selbsternannte Selbstdarsteller die dort sitzen, die einfach nur meinen etwas sagen zu dürfen. Und hinterher beschweren sie sich wenn die Fahrt nach Hause zu lange dauert und kotzen den Wagen voll. Das steht dann aber nirgends in keiner Zeitung, wird nirgends gesendet.
    Hauptsache, die Knete stimmt. Wer sägt da dann an seinem Ast?

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