Kirchenaustritt nach 84 Jahren

Nach dem Bekannt werden, dass es in katholischen Kinderheimen zu Gewaltexzessen  und sexuellen Übergriffe durch Nonnen und Pfaffen kam, der Exorzismus sich auf dem Vormarsch befindet, Nächstenliebe, selbst zu den Angestellten dieser  „christlichen Einrichtungen“, ein Fremdwort scheint, jetzt die Bekämpfung des neuen Feindes: dem gemeinem Schwulen.

Und wie verlogen, menschenverachtend und mittelalterlich diese christlichen Sekten sind, zeigt ein Beispiel eines Pastor der evangelisch-lutherischen Kirche hier in Deutschland im 21. Jahrhundert.

Ein Pastor wettert öffentlich gegen Homosexuelle (hier der Link zum NDR-Panorama-Bericht). Das darf nicht wahr sein, denkt sich Oma Marie, zwei ihrer Enkel sind schwul. Sie tritt aus der Kirche aus, ihr Begründungsschreiben sorgt für Aufsehen. Hier erklärt ein Enkel, wie es dazu kam.

Oma Marie kämpft für ihre schwulen Enkel:

„Sehr geehrte Damen und Herren, ich schreibe Ihnen heute, aus einem mir sehr persönlichen Grund, denn mit dem heutigen Tage bin ich aus der evangelisch-lutherischen Kirche ausgetreten.“ So beginnt der Brief einer 84-jährigen Frau, der im Internet gerade tausendfach geteilt wird. Der Grund für ihren Schritt waren Äußerungen eines Pastors aus ihrer Nachbargemeinde: Praktizierte, ausgelebte Homosexualität entspreche nicht dem Willen Gottes, es sei richtig, hier von Sünde zu sprechen.

Die 84-Jährige geht in ihrem Brief auf die Worte des Pastors ein. „Homosexuelle als Sünder zu bezeichnen und ‚Heilung‘ anzubieten ist unverantwortlich“, schreibt sie. Gerade junge, unsichere Menschen würden durch solche Aussagen auf einen „brandgefährlichen Weg“ gebracht. Dass sich die 84-Jährige so aufregt, hat vor allem mit ihrer persönlichen Erfahrung zu tun: Zwei ihrer Enkel sind schwul. Einer von ihnen, der 37-jährige Kim Röhrbein, hat den Brief für sie bei Facebook veröffentlicht. Hier erklärt er, wie es so weit kam.

Kirchenaustritt.

Ein Klick auf den Brief vergrößert den Text zum lesen.

 

„Der Brief war Omas Idee. Sie hat den Bericht mit dem Pastor gesehen und sich sehr aufgeregt. Wir wohnen gemeinsam mit meiner Mutter in einem Haus, ich war noch am Abend bei Oma. ‚Man müsste sofort aus der Kirche austreten‘, hat sie gesagt. Die ganze Nacht konnte sie nicht schlafen, so wütend war sie. Also hat sie sich hingesetzt und per Hand den Brief geschrieben, ich habe ihn dann später abgetippt. Damit ist sie am Dienstag zum Rathaus gefahren und ist offiziell aus der Kirche ausgetreten.

Meine Oma ist eine weltoffene, starke Frau. Sie hat ihr halbes Leben lang in einem Kurhaus gearbeitet, sie fährt immer noch Auto, macht die Wäsche, putzt das Treppenhaus und kocht für uns Mittagessen – am liebsten Apfel-Kartoffel-Eintopf. Dass sie aus der Kirche austreten wollte, hat mich verwundert. In ihrer Generation hat Kirche ja noch einen ganz anderen Stellenwert. Und natürlich hat sie sich auch gefragt, was die Leute wohl sagen werden.

Es ist zwar nicht das erste Mal, dass jemand öffentlich gegen Homosexuelle hetzt. Aber wenn es vor der eigenen Haustür passiert, in der fünf Kilometer entfernten Nachbargemeinde, ist das was ganz anderes. Man reagiert, wenn man betroffen ist. Oma wollte, dass diese Äußerungen öffentlich werden. Es sollte nicht still hingenommen werden, was dieser Pastor gesagt hat.

Dass ihr Brief so große Wellen schlagen würde, hat niemand erwartet. Ich habe ihr einige der Facebook-Kommentare vorgelesen und sie war begeistert. Aber auch ein bisschen aufgeregt. Als die ersten Reporter bei ihr geklingelt haben, hat sie sie durchs Fenster abgewimmelt, so hatten wir das besprochen. Heute Abend kommt ein Journalist von der Lokalzeitung vorbei, meine Mutter wird dabei sein, sie kennt ihn gut. Das ist okay.

Ich war 20, als ich das erste Mal mit ihr über meine Homosexualität gesprochen habe. Im ersten Moment war sie nicht begeistert. Das war vor 17 Jahren und wir leben auf dem Land. Sie hat sich aber sehr schnell daran gewöhnt und sich gedacht: ‚So ist das, man kann es nicht ändern, er ist noch der Alte.‘ Inzwischen bin ich seit 14 Jahren mit Robert zusammen, auch er hat ein gutes Verhältnis zu Oma. Wir sind sehr stolz auf sie.“

Quelle: spiegel-online.de, vom 14.04.2015

Wir befinden uns, wie schon beschrieben, im 21. Jahrhundert und nicht, wie das Dargestellte, im Mittelalter. Um so abscheulicher die Art und Weise dieses evangelisch-lutherischen Pfaffen, der seine Kanzel dazu nutzt, öffentlich Menschen aus unserer Mitte der Gesellschaft  zu diskreditieren, zu verunglimpfen, zu beschimpfen.

Was tut die Kirche, als dieses menschenverachtende Geschrei dieses theologischen Brandstifters bekannt wurde?

NICHTS!!

Die evangelische, wie auch die katholische Kirche (sicherlich auch andere Glaubensrichtungen, die sich durch menschenverachtende Taten und Glaubensvermittelung hervor tun) kann nur durch einen massenhaften Austritt der denkenden und aufgeklärten Menschen, dem Abwenden von diesen betonköpfigen Sektierern, zum Umdenken getrieben werden.

Ich solchen Augenblicken, wenn ich so etwas lese, wie menschenverachtend homophob die abendländischen Kirchen sind, kann ich nur Gott danken, dass er mich einen Atheisten werden lies.

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