Alice Schwarzer und IHRE Privatsphäre

Waltraud-Schade

 

Zur Chronologie: 14.09.2016:

Die Berliner Autorin Waltraud Schade hatte nach eigenen Angaben in den 1970er Jahren eine Liebesbeziehung zu der heute bekanntesten deutschen Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Über diese „spannungsgeladene, dramatische Liebe und deren Scheitern“ schreibt die Berlinerin nun in ihrem Buch „Tango mit Alice“, das Ende September erscheint. In den Text sind Schade zufolge auch damalige Briefe an sie von Schwarzer eingeflossen, die zu der Zeit in Paris mit einem Mann in einer festen Partnerschaft gelebt habe.
Auf die Frage der Deutschen Presse-Agentur, warum sie die Beziehung zu der prominenten Frauenrechtlerin mehr als vier Jahrzehnte nach der – auch nur recht kurzen – Liaison nun öffentlich macht, sagte die Autorin: „Es kommt in einer Liebesbeziehung nicht auf die Länge oder Kürze an, sondern auf die Qualität. Und die kann ich dieser Beziehung nicht absprechen – mit all ihren Höhen und Tiefen.“ Und: „Ich denke, dass sich das Bild von Alice Schwarzer verändert, wenn man sie an ihren eigenen Ansprüchen misst.“

Schwarzer liebt Männer und Frauen

Schwarzer äußerte sich nicht zu dem Buch. In ihrer Autobiografie „Lebenslauf“ (2011) hatte sie viel über ihr Privatleben preisgegeben und sich auch geoutet als jemand, der Männer und Frauen liebt. Sie sei aktuell mit einer namentlich nicht genanntem Frau glücklich liiert, hatte die Kölner Herausgeberin der feministischen Zeitschrift „Emma“ geschrieben. Schade ist in der Schwarzer-Autobiografie mit keinem Wort erwähnt. Über ihre Zeit in Frankreich und ihre Liebe zu ihrem Pariser Freund Bruno hatte Schwarzer ausführlich berichtet.
„Warum blendet sie einen wichtigen und prägenden Teil ihres Lebens in ihrer Autobiografie aus?“, fragt Waltraud Schade – sie gehört dem Vorstand des Verbands deutscher Schriftsteller an – in Richtung Schwarzer laut Mitteilung des Verlags rot & licht. Der Leser solle sich selbst ein Bild machen, ob es ein „Makel“ sei, „gleichzeitig in verschiedenen Liebesbeziehungen“ zu leben. Schade zufolge war Schwarzer mir ihr und Bruno zeitgleich zusammen.
„Erinnerungen an Alice Schwarzer in Dur und Moll“
Die Berlinerin schildert Schwarzer aus ihren Erinnerungen an die Jahre 1972/73 als temperamentvoll, aktiv, forsch, aber auch bedrängend, streng, zornig und getrieben. Sie – Schade – habe sich „unterdrückt, eingeengt und bevormundet“ gefühlt.
Was auf den ersten Blick romantisch aussieht, soll aber häufig schwierig gewesen sein. So sei Schwarzer schon mal wütend geworden, wenn Schade keinen Sex wollte. Sie beschreibt eine Szene, in der Schwarzer das Bett „demonstrativ“ verlassen habe: „Du rauschst aus dem Zimmer und knallst die Tür. … Plötzlich: ein Höllenlärm … In deiner Wut hast du alle gusseisernen Bratpfannen runtergerissen.“ Sogar mit Seife soll Alice Schwarzer einmal nach ihrer Freundin geworfen haben. „Deinen Wutausbruch rechtfertigst du mit deinem Temperament.“
Der dpa sagte sie: „Ich erinnere daran, dass es Alice Schwarzer war, die verlangt hat, das Private als Politisches zu betrachten (…) Soll Alice Schwarzer nicht an ihrem eigenen Anspruch gemessen werden?“

Das Buch „Tango mit Alice“ erscheint am 24. September beim Verlag rot & licht
© Rotundlicht/DPA

Quelle: http://www.stern.de/familie/beziehung/abrechnung-mit-alice-schwarzer–tango-mit-alice-6450018.html

 

Alice Schwarzer lässt Buch verbieten

Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ist zweifellos das, was Juristen eine „Person der Zeitgeschichte“ nennen. Details einer alten Affäre gingen die Öffentlichkeit dennoch nichts an, findet sie und findet Gehör vor

Die „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer hat ein Verbot gegen ein Buch erwirkt, in dem die Autorin Waltraud Schade über ein kurzzeitiges Verhältnis mit ihr in den 70er Jahren berichtet. Das Landgericht Köln habe dagegen am 19. August eine einstweilige Verfügung erlassen, sagte eine Gerichtssprecherin.
Das Buch trägt den Titel „Schwarzer Tango“ und ist nach Angaben des Verlags rot & licht eine erweiterte Version des Buches „Tango mit Alice“, gegen dessen Verbreitung die Frauenrechtlerin ebenfalls vorgegangen war.

Ein Anwalt von Schwarzer sagte, das erste Buch „Tango mit Alice“ habe er im vergangenen Jahr abgemahnt. Auch eine Person der Zeitgeschichte wie Alice Schwarzer müsse nicht hinnehmen, dass nach 40 Jahren noch ein privates Verhältnis an die Öffentlichkeit gezerrt werde. Dies sei eine Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts.
Autorin und Verlag damals nach Darstellung von Schwarzers Anwalt eine Unterlassungserklärung abgegeben. Nun sei das Buch mit neuem Titel und marginalen Änderungen erneut erschienen. Daraufhin habe man die einstweilige Verfügung erwirkt. Schwarzer verlangt darüber hinaus eine Geldentschädigung.

Quelle: http://www.n-tv.de/leute/Alice-Schwarzer-laesst-Buch-verbieten-article18501516.html

 

Pressemitteilung vom 21.09.2016:

Zum einstweiligen Verbot des Buches „Schwarzer Tango“ der Autorin Waltraud Schade im Verlag rot & licht teilt der Verleger Krischan Schoeninger Folgendes mit:
Die mündliche Verhandlung zur einstweiligen Verfügung gegen den Verlag rot & licht findet am 05. Oktober 2016 um 10.10 Uhr im Landgericht Köln statt.
Das Buch „Schwarzer Tango“ ist nach Meinung des Verlages eine zulässige Ergänzung zu Frau Alice Schwarzers Autobiographie „Lebenslauf“. In ihrem Buch breitet Frau Schwarzer ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit aus und benutzt zur Promotion des Buches sogar Details aus ihrem Intimleben – es gibt schließlich kaum etwas Intimeres als erste Küsse.
Frau Alice Schwarzer hat sich über die Jahrzehnte hinweg als eine Person der Zeitgeschichte etabliert, die gesellschaftliche Debatten anstößt, führt und prägt. Sie hat das Buch „Lebenslauf“ auch dazu genutzt, um der Gesellschaft ein von ihr selbst entworfenes Bild ihrer Person zu zeichnen. Dies ist ein durchaus zulässiger Weg zur Imagepflege, beinhaltet aber die Konsequenz, dass Frau Schwarzer eine Tür zu ihrer Privatsphäre geöffnet hat, die sie jetzt nicht mehr schließen kann.
Das im Moment verbotene Werk „Schwarzer Tango“ stellt vor diesem Hintergrund einen zulässigen und zeitgeschichtlich wertvollen Kommentar zur Autobiographie „Lebenslauf“ und zur Frauengeschichte überhaupt dar. Inwieweit die Erinnerungen beider Frauen sich widersprechen, verstärken, korrigieren oder bejahen ist eine Entscheidung, die nur der Leser selbst treffen kann.
Alice Schwarzers Versuch, Frau Schade mittels ihrer Anwälte als unbedeutende Episode abzustempeln, die zur Biographie überhaupt nichts Wichtiges hinzuzufügen hätte, ist eine absichtliche Fehlinterpretation der Vergangenheit. Vor dem Hintergrund, dass es einst Frau Schwarzers Wunsch war, dass die Autorin sie einmal beerben solle, kann diese Abwertung der Person Waltraud Schade nicht korrekt sein.
Damit Frau Schwarzer diesen Fakt nicht bestreiten kann, hat Frau Waltraud Schade folgende eidesstattliche Erklärung unterschrieben, die dem Gericht am 05. Oktober vorgelegt wird:
„Ich, Waltraud Schade, war keineswegs eine kurze, flüchtige und unbedeutende Geliebte oder Affäre. Diese Beziehung war vielmehr für Alice Schwarzers Lebenslauf so bedeutsam, dass es Frau Schwarzers Wunsch war, dass ich Erbin werde. Dieses Angebot habe ich aber nicht angenommen.“
Der Verleger Krischan Schoeninger ist auf der Grundlage dieses Sachverhaltes sehr zuversichtlich, dass am 05. Oktober dieses Jahres die einstweilige Verfügung aufgehoben wird.
Krischan Schoeninger Verlag rot & licht
Quelle: http://rotundlicht.de/downloads/pressemitteilung-september.pdf

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