Ab jetzt Opa!!

Nun bin ich 60 und OPA.
Das zieht irgendwie runter.
60 und Opa.
Ich zweifelt.
Gut, meine Tochter  sagte stets Sätze wie „manche werden schon mit 40, 45 Jahren Opa“.
Ja, und? Ändert das irgendwas?
15, 20 Jahre jünger. Geht’s noch?
60 Jahre alt zu sein, macht schon alt. Aber zur Krönung noch Opa? Ist jetzt das Leben zu Ende?
Ein 60jähriger Opa!
Gut, später wäre besser gewesen.
Hätte man da nicht auch Gesprächsstoff mit dem Nachwuchs?
Über Windeln zum Beispiel?
Beginnt das Leben eines Menschen nicht in Windeln und endet das nicht auch so?
Na ja, die Windeln brauche ich noch  nicht – aber, wer weiß das schon?
Man(n) sollte sich mit 60 damit auseinander setzen.
Jetzt, wo das Thema so präsent wird.
Haben Sie sich auch schon mit dem Thema beschäftigt.
Haben Sie schon Windel gekauft? Na klar,  schallt es durch das Forum, damals.
Ja, damals.
Aber waren das die Gleichen, die es heute gibt?
Ich, in jeden Fall, kann ich mich an die Molton-/Mull-Tücher erinnern, gebraucht dann in einen Eimer – weil man ja nicht jeden Tag waschen wollte – und wenn Selbiger voll war, stockte einem der Atem, wenn man den Deckel lüftete.
Da kamen Einem dann und wann die Tränen.

Später dann die Windeln aus Papier, dessen Klebestreifen NIE klebten. Dann bastelte man den kleinen windelbewerten Arsch in ein enges Höschen und gut war.
Hielt auch und erfüllte den Sinn.
Heute sind die Papierdinger saug- und strapazierfähiger, vegan und nachhaltig(das möchten die Eltern heute gerne – aber gegen Masern impfen nicht), biologisch abbaubar und nach den Fairtrade-Richtlinien hergestellt.
Klar, eine vollgeschissene Windel fliegt dann, wie schon Jahre vorher, in den extra dafür angeschafften Mülleimer( vielleicht sollte man aber auch wie früher – wir erinnern uns, als wir die milchige Kacke aus dem Moltontuch polkten, um sie dann mit dem Finger in den Ausfluß zu quirlten) um sie zwischen zu lagern.
Ist das nun Sondermüll?
Dem Geruch nach ja.
In welche der vielfältig farbigen Tonnen entsorgt man die nun?
Bio, Papier, Müll oder doch Sondermüll? Trennen wir Papier, Plastik und Kacke gesondert?
Fragen über Fragen.
Da überrascht mich meine Tochter mit einem „windeln,  wie in alten Zeiten“.
Zurück zum Molton-/Mulltuch, stinkenden Eimern und dem Kackequirl im Abfluss?
Was wird dann aus mir?
Soll ich mir dann auch diese Tücher umschlagen? Sieht das nicht albern aus?
Na gut, ich habe noch Zeit und freue mich auf meine „Opaschaft“.
Bin doch erst 60!

Muss aber aufpassen, dass, wenn ich mal mit dem …. auf den Spielplatz gehe, nicht von aufgebrachte  Eltern als Pädophiler ausgemacht werde. Ja, die Zeiten sind verrückt.
Im Prenzlauer Berg ist es da anders. Als einer dieser Spätbebärenden oder Alt-Väter kann man sich dann im Epizentrum am Kollwitz Platz mit Anderen über die Altersgebrechen austauschen.

Cartoons OL / SpŠtgebŠhrende

Cartoon: LOL

Auch bestimmt über das Windeln.

Dann die Rollator-Revolution, die Einem die Zukunft im rechten Licht erscheinen lässt.
Mit dieser Stütze fallen weder der Opa, noch der alternde Vati oder die Mutti hin.
Ganz Deutschland diskutiert über die 65-jährige, die sich in vierfach frohe Hoffnung versetzen ließ.
Doch während Gesundheitspolitiker aller Parteien an der späten Mutterschaft herumnörgeln, wittert ein pfiffiger Leipziger Unternehmer einen Trend und ein Riesengeschäft.
Hans Peter Böhneke (31) führt eine kleine Metallbaufirma und will mit einer neuartigen Rollator-Generation den Markt für Seniorenbedarf aufrollen. Die von ihm entwickelte fahrbare Gehhilfe, so der leidenschaftliche Tüftler gegenüber mir in einem Gespräch , sei „perfekt auf moderne gebrechliche Menschen von heute“ zugeschnitten.

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Eulenspiegel 5/2015

Stolz präsentiert Hans Peter Böhneke seine Erfindung. An bisher gängige Rollator-Modelle erinnert nur die Zahl der Räder. Dank dieses Geräts könnten Greisinnen und Greise mit Bewegungseinschränkungen wieder aktiv am Leben teilnehmen und sich selbständig in der Öffentlichkeit bewegen.
Böhnekes Erfindung verfügt sogar über eine feststellbare Bremse, so dass man sich im Falle einer Atemnot auf dem breiten Handgriff sicher und bequem abstützen kann.
Auch gut: Im Unterschied zum Gehstock muss der Rollator nicht vom Boden abgehoben, sondern kann leicht in die gewünschte Richtung gerollt werden.
Doch der Clou ist: In die Gehhilfe passt eigentlich alles hinein, was ein älterer, nicht mehr allzu belastbarer Mensch täglich so zu bewegen hat. Die „Lastenwanne“ des Vehikels ist so gestaltet, dass das typische Transportgut genau hineinpasst.
Es gibt sogar Seitenfächer, in denen der ältere Mensch seine – falls nötig – Windeln unterbringen kann.
Aktuell verhandelt der Erfinder mit den Krankenversicherern: „Für Mütter, natürlich auch für die älteren Herren Väter“ –  und für mich als Opa – „über 75 sieht es gut aus.“ Das Standardmodell zahlt wohl die Kasse.
So, jetzt ist genug mit dem Lamentieren, ich muss mich da mit eben arrangieren.

hqdefaultManchmal denke ich über den Satz: „Andere werden schon mit 40, 45 Jahren Opa“, meiner Tochter nach. Letztlich kann ich mich in der ersten Zeit am Kinderwagen festhalten. Ein Sack Zement in das unteren Wagenviertel verbessert die Straßenlage und schon ist die Stabilität gegeben. Da kann ich mich schon mal aufstützen,  ohne dass der Wagen mit einem umfällt.

 

Bei allen fabulieren nun die eigentliche Nachricht:

Am 25.04.2015, gegen 0:50 Uhr wurde gesund und problemlos meine Enkelin geboren.

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Und nun?
Ein Mädchen!
Was fängt man damit an?
Sammelbilder sammeln, Bilder nach Zahlen ausmalen? Pferdeposter ins Kinderzimmer kleben?
Und wenn die Eltern nicht dieser Helikopter-Generation angehören, wird aus dem Kind was!
Dafür werde ich schon sorgen!
Versprochen!
Schließlich bin ich ihr Opa!

Also: Willkommen im Leben!!

Wie war das nun mit den Windeln?

9 Antworten zu Ab jetzt Opa!!

  1. Ina schreibt:

    Fast ein Jahr um. Ist nichts passiert, was in diesem Blog Erwähnung finden kann?
    Ich würde mich, wie sicherlich auch Andere, darüber freuen.
    Also, frisch ans Werk, Opa!!

  2. Der Kellermann schreibt:

    Sehr schöne Geschichte. Wenn man die gelesen hat, dann sollte man auch „Weihnachtsgeschenke“ lesen.
    Nebenbei: alle Geschichten hier sind lesenswert.

  3. Uta schreibt:

    Schön, aber wie geht’s weiter? Jetzt müsste deine Tochter schon sieben Monate alt sein. Gibt es da nicht auch etwas zu berichten? Dein Stil ist so herzerfrischend, wie du dein Verhältnis erzählst.

  4. Paul schreibt:

    Herrlich – herzhaft gelacht.

  5. Lutz schreibt:

    Ein sehr schöner Einblick in das Innenleben eines Opas und seiner Probleme damit.
    Ich habe herzhaft lachen können.

    Lutz

  6. SonntagsFahrer schreibt:

    Danke, Kelly. Über deinen Glückwunsch habe ich mich sehr gefreut.

  7. Kelly schreibt:

    Hi Micha, Glückwunsch dem Opa. Kelly

  8. SonntagsFahrer schreibt:

    Verliebt? Nee, so kann man das nicht sagen.
    Zu erst ehrfurchtsvoll vor dem neu entstandenen Leben. Vor der Zierlichkeit, vor der Zerbrechlichkeit.
    Und dann freue ich mich für meine Tochter und ihrer kleinen Familie.
    Danach, mit der Zeit, werde ich mich auch in meine Enkelin verlieben – dessen bin ich mir sicher, ich bin doch schließlich der Opa!!

  9. Heldin M schreibt:

    UND????
    Biste verliebt in die Kleine???

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