Tanzen statt Tempo 100 – Multikulturelle Vielfallt

 

Ständig wird in Deutschland über ein Tempolimit diskutiert. Für die beste Art der Verkehrsberuhigung hat nun eine türkische Hochzeitsgesellschaft gesorgt. Frei nach dem Motto „Tanzen statt Tempo 100“.

 Vor ein paar Tagen bin ich beim Googeln über eine Meldung gestolpert, nach der ich nicht gesucht habe: „Eine übereifrige Hochzeitsgesellschaft“ habe „mit einem Autokorso die Autobahn 2 zwischen Hannover-West und Langenhagen blockiert und so einen Polizeieinsatz verursacht“. Nach Angaben der Polizei hätten „die Feiernden“ mit ihren Autos alle drei Fahrstreifen „besetzt“.

Eine feiernde Hochzeitsgesellschaft! Mitten auf einer viel befahrenen Autobahn! Ich habe so etwas noch nie erlebt, nicht einmal darüber gelesen.

Zur Zeit der Fußball-WM und -EM gab es auf dem Ku’damm Autokorsos von Fußballfans.

Und obwohl mir Fußball vollkommen wurscht ist, fand ich diese Autokorsos lustig.

Sie brachten Lebensfreude in den tristen Berliner Alltag.

Neugierig geworden las ich weiter: „Eine türkische Hochzeitsgesellschaft aus Garbsen und Hannover hat am Ostersonntag gegen 16 Uhr ausgelassen auf der Autobahn 2 gefeiert – und dadurch in zahlreichen Fällen für höchste Unfallgefahr gesorgt.“

Der Konvoi aus 13 Autos habe sich über alle drei Spuren verteilt und phasenweise sogar angehalten, „um zu tanzen, Fotos zu schießen und Videos zu drehen“.

Das war doch keine Nötigung!

 So habe sich ein Stau gebildet, „einige Autofahrer mussten Vollbremsungen und Ausweichmanöver einleiten, um Unfälle zu verhindern“, es sei aber „niemand verletzt“ worden. Dennoch musste die Polizei „dem Ganzen ein Ende setzen“.

Gegen die Beteiligten, „Türken und Deutsche mit Migrationshintergrund im Alter von 21 bis 74 Jahren“, werde nun ermittelt, „wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr sowie wegen Nötigung“.

Nun haben es „unsere Türken“ grade nicht leicht, nachdem sie ihren Präsidenten Erdogan soeben zum Superpräsidenten gewählt haben.

Hätten wir, die Fans von „Mordkommission Istanbul“, mit abstimmen dürfen, wäre wahrscheinlich Erol Sander (bürgerlich: Urcun Salihoglu) gewählt worden, aber wir wurden nicht gefragt. So lief alles auf Erdogan zu.

 Und deswegen zahlen wir es jetzt den Türken heim. Wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr sowie wegen Nötigung.

Ich glaube, mein Ayran wird sauer! Was ist denn schon passiert? Ein paar Türken und Deutsche mit Migrationshintergrund haben den Verkehr ein wenig aufgehalten.

Wenn ich jedes Mal, wenn ich auf der Autobahn genötigt werde – durch Raser, Drängler und Baustellen, an denen nicht gearbeitet wird –, Anzeige erstatten würde, käme ich nicht mehr zum Fahren.

Was die Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft gemacht haben, war keine Nötigung. Es war ein Beitrag zur Verkehrsberuhigung, also genau das, worüber Experten immer wieder diskutieren. Wie kann man den Verkehr und die Verkehrsteilnehmer nachhaltig beruhigen?

Siehe Hamburg – ein Video

Quelle: MAZ, 17.04.2017