Der ganz normale Wahnsinn

Corona macht es den Berliner Stadtbediensteten leicht, ihre Unfähigkeit in Behördenbelangen zu kaschieren.

„Abgrund der momentanen Situation, sind Termine bei den Bürgerämtern nur über das Bürgerportal XXX.de oder über die Behörden-Hotline 115 zu vereinbaren“

Im Internet = Null

Per Telefon: nach ca. 35 Minuten, man muss eine gewisse Ausdauer an den Tag legen, meldet sich ein Mann, dem ich mein anliegen erkläre: „Wie ich feststelle, läuft mein Ausweis am 20.10.2020 aus und ich benötige dringend einen Neuen.“

Die 115-Fachkraft am anderen Ende: „Gut, heute ist aber erst der 18.07., dass ist ja viel zu früh.“

Ich: „Ja, ich dachte, auf Grund der Pandemie wäre es günstig, und auch um die Behörde nicht zu überlasten, mir jetzt schon einen Termin zu besorgen. Die Herstellung eines Ausweises bedarf doch auch seine Zeit. Vielleicht sind in der Bundesdruckerei auch alle in Quarantäne.“

115: „Das ist aber viel zu früh, dass sind ja noch über vier Monate, bis ihr Ausweis abläuft. Außerdem hat die Bundesregierung beschlossen, dass Dokumente erst einmal über das Verfallsdatum (!) hinaus gültig sind.“

Ich: „Davon weiß ich nichts. Da ich des Öfteren Autos von einem Verleiher brauch, könnte ich mit einem ausgelaufenen Ausweis Probleme bekommen “

Ich merkte, dass ich das schon ins leere gesprochen habe, der 115ner hatte schon aufgelegt.

Frust!

Wochen später, ich hatte es schon vergeblich per Netz probiert einen Termin zu bekommen – aussichtslos!

Also wieder die 115.

Eine Frau am anderen Ende und das schon nach 18 Minuten. Ich erklärte ihr mein Problem, sie sagte, könne es auch ein anderer Bezirk sein als Prenzlauer Berg?

Ja, ich brauche einen neuen Ausweis, egal wo. Okay, dann Bürgeramt Köpenick und zwar exakt eine Woche später und zu einer annehmbarer Zeit.

Glücklich!

Ich also hin und alles beantragt, was so geht: Personalausweis und mein Reisepass (für was, weiß ich noch nicht, weil man den Aussagen des Zeugen Jehovas der SPD, Lauterbach, Glauben schenken will, der fast täglich den Untergang der Welt prophezeit) Alles lief glatt, bis es ans Bezahlen ging. Ich holte Bargeld aus der Tasche, legte es hin und erntete ungläubige Blicke: „Haben Sie keine EC-Karte oder Kreditkarte?“ Nein, gab ich zur Antwort, brauche ich nicht, ich hätte eine Bankkarte, womit ich überall in der Welt, Bargeld abholen könnte. „Gibt es hier in der Behörde“- so kannte ich es von früheren Zeiten – „keine Automaten, wo man den Betrag einzahlen könne. Wie früher?“ Die Antwort überraschte: „Nein, die wurden abgeschafft, weil sie so oft aufgebrochen wurden, sogar während der Öffnungszeiten.“

Ich musste eben zum Rathaus Köpenick und es dort einzahlen – egal, mit dem Motorrad und bei sonnigem Wetter, keine Problem.

Am Mittwoch (Exakt 14 Tage später) war ich im Einwohnermeldeamt, um sowohl meinen neuen Reisepass als auch meinen neuen Personalausweis abzuholen.
Beim Beantragen beider neuen Dokumente musste ich die alten nicht vorlegen, heute aber doch.
Die beflissene Beamtin schaute sich meinen alten Reisepass (Personalausweis)an und fragte entsetzt:
„Wissen sie eigentlich, wie lange der gültig war?“
„Ja klar. Bis März 2017.“
„Wissen sie denn, dass sie laut Personalausweisgesetz verpflichtet sind, noch VOR Ablauf des alten Reisepass einen neuen zu beantragen?“
„Nö. Ist mir aber auch egal. Ich brauchte ihn ja nicht. Und ob ich jemals ihn brauchen würde, steht im Coronauniversum und hängt an den Lippen des Gottgleichen Virologen Drosten.“
„Das sollte ihnen aber nicht egal sein. Das gibt ein Bußgeld.“
Ich war etwas perplex.
„Wollen sie damit sagen, dass sie mich jetzt mit einem Bußgeld belegen?“
„Ja.“
„Hören Sie mal zu, gnädige Frau: Ich bin seit vielen Jahren ordnungsgemäß mit meiner zutreffenden Adresse in ihrem Einwohnermelderegister notiert. Mein gerichtliches Vorstrafenregister ist lupenrein, außer bei ARD, ZDF, Spiegel, Frankfurter Rundschau und ZEIT wegen unbotmäßiger, aber höflicher und wohl begründeter politischer Kritik am Asylchaos…“
Da ich etwas lauter geworden war, merkten die Damen und Herren neben und hinter den beiden schreibtischen rechts und links von mir auf, die Gespräche verstummten, man starrte mich an; ich fuhr fort:
„…In dieses Land darf seit mindestens sieben Jahren jeder … einreisen, der seine Identität vernichtet hat und bloß ‚Asyl!‘ ruft…. Und SIE drohen mir jetzt mit einem Bußgeld, nur weil Daten von meinem alten Reisepass aus 2007 unverändert auf den neuen von 2020 übertragen werden?“
Etwas verunsichert: „Herr S., ich habe meine Vorschriften.“
„Ja klar. Ich mache Ihnen auch keine persönlichen Vorwürfe. Aber es ist doch grotesk, was in diesem Land passiert. Es herrscht seit Jahren regierungsinduziertes Unrecht und eine grob unterschiedliche Behandlung zwischen angeblichen Asylanten … und schuftenden Steuerzahlern.“
„Herr S., ich werde darüber mit meinem Abteilungsleiter sprechen.“
„Ich bitte darum. Aber eines verspreche ich ihnen: Sollten sie ein Bußgeld verhängen, werde ich ein Riesen-Fass aufmachen – politisch und auch in geeigneten Medien….“
Soweit das Vorgeplänkel.
Wir kamen zur Übergabe des neuen Reisepasses. Dafür musste ich den alten vorlegen. Die Beamtin:
„Dann können wir den alten Pass ja jetzt einziehen.“ …und legte ihn wie selbstverständlich in eine Schublade in ihrem Schreibtisch.
„Wie bitte? Den habe ich vor zehn Jahren mit 50 € bezahlt. Der gehört mir!“
„Nein. Wir müssen dem Schwarzmarkthandel mit Reisepässen entgegenwirken und ziehen die deshalb ein.“
„OK, das verstehe ich. Also geben sie mir jetzt 50 € und sie können meinen Pass haben.“
„Nein. Das geht leider nicht.“
„Das akzeptiere ich nicht. Entweder Sie geben mir 50 € oder Sie geben mir meinen Pass zurück. Ich brauche den für unser Familienarchiv. Die Sichtvermerke sind für mich wichtig, schon seit Großelterns Zeiten. “
„Hm. Na gut. Ich entwerte den Pass durch Lochen und schneide vom Foto eine große Ecke ab. Das geht.“
Die beflissene Beamtin durchlöcherte den alten Reisepass mehrmals, schnitt eine große Ecke aus dem Foto und gab ihn mir dann zurück. 50 € wären mir zwar lieber gewesen, aber so geht’s natürlich auch.

2 Antworten zu Der ganz normale Wahnsinn

  1. Wilhelm K. schreibt:

    Die Unfähigkeit desRotRotGrüne Senats spiegelt sich in der Bemalung der Bergmannstraße mit grünen Punkten wieder.
    Was will man mehr?
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/04/bergmannstrasse-berlin-kreuzberg-punkte-glosse.html

  2. Werner Fußpilz schreibt:

    Gut gebrüllt Löwe 🙂
    Die Erhebung eines Bußgeldes liegt aber im Ermessensspielraum der jeweilig anwesenden Person.
    Mir gibt man auch immer den entwerteten Perso zurück. Obwohl man damit nichts mehr anfangen kann.
    Abgesehen davon finde ich eine Gebühr von 50,-Euro schon ziemlich fett.
    Hinzu kommt ja noch die Anfertigung des eigenen Passbildes, die auch nicht umsonst ist.
    Eigentlich eine gute Idee: nach Ablauf erhält man seine vorher bezahlte Gebühr zurück und man bezahlt damit gleich wieder seine neuen Dokumente bzw. den Restbetrag. Wobei ich stark davon ausgehe, dass die Gebühren von vor zehn Jahren nicht mehr die Selben sind.

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