Kendrick Lamar in der Mercedes Benz Arena

 

Für mich war klar, dass ich das unbedingt sehen musste.
Altbekannte Netzwerke macht es mir möglich, dass ich das Konzert sehen und hören konnte.

© Theo Wargo/Getty Images

„The Damn Tour“, nach Lamars viertem Studioalbum betitelt, steht unter dem Motto „The Story of Kung Fu Kenny“. Zu Beginn erklärt in einem Video ein alter Meister dem 30-jährigen Rapper, worum es im Leben geht: „Find the glow“ – finde das Leuchten.
Nebel kriecht während des Clips über einen völlig leeren Bühnenboden, in dessen Mitte sich dann eine Lücke öffnet und zu dem stampfenden Beat des ersten Songs Kendrick Lamar aus der Tiefe emporfährt. Pyro kracht hinter ihm, die gesamte Arena springt von den Sitzen und in die Luft und reckt zu „D.N.A.“ die Hände nach oben. Was für ein Start!

Allein auf der leeren Bühne

Der von Kritikern und Fans gleichermaßen verehrte Mann aus Kalifornien trägt komplett Weiß, ein fransiger, leichter Mantel umweht ihn die ganze Zeit, fast wirkt er esoterisch.Seine Band hat er leider rechts neben der Bühne im Dunkeln versteckt, doch der Wumms und die Energie, die nur eine Live-Performance bieten kann, springen auf die ausverkaufte Halle über – und Lamar springt allein, oder nur selten von einer Tänzerin flankiert, über seine leere Bühne. Die Videos hinter ihm sind zu vernachlässigen, und statt Rihanna, die ihn beim Song „Loyalty“ unterstützt, glotzt nur ein rotäugiger Dobermann in die Menge.

Eher ein Messias als ein Rap-König

Lamar wurde 2015 für seine sozialkritischen Texte gefeiert. Auch er kommt, wie N.W.A., die Pioniere des Westküsten-Hip-Hop, aus dem kalifornischen Brennpunkt Compton. Nach dem gewaltsamen Tod eines Freundes konvertierte Lamar zum Christentum, was auf seinem aktuellen Album noch mehr durchkommt. Für die erste Single „Humble“, gab es auch einen der vier Grammys in diesem Jahr.

Es sei die letzte Show dieser Tour, sagt der Rapper, und er wolle sie zu etwas Besonderem machen. Wenn man je daran gezweifelt hat, dass Kendrick Lamar immer noch das spannendste Pferd im Hip-Hop-Stall ist, sind nach diesem Abend alle Zweifel verflogen. Er verzichtet auf alle gängigen Klischees und gibt eher den Messias als einen Rap-König.
Wenn Kendrick Lamar stumm die Hände hebt oder einfach nur anerkennend ins Publikum nickt, ist das zwar Pose, aber man merkt ihm auch an, dass er dankbar ist. Ein bisschen Klischee muss doch am Ende sein, denn im letzten Videoclip findet er sein Leuchten zwischen den Beinen einer schönen Frau.

Ein super Konzert mit einem Happy End mit Augenzwinkern.

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